Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit

Sponsoren sind beim Ökumenischen Kirchentag willkommen

Von Jutta Wagemann (epd)

München (epd). Die Liste ist beachtlich: Gut 20 Unternehmen sponsern den 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Hinzu kommen Zuwendungen von staatlichen Institutionen, gemeinnützigen Organisationen und den kirchlichen Banken. Was auf der Homepage des Kirchentags noch dezent daherkommt, wird Mitte Mai in München für jeden sichtbar werden: die Werbung und die Stände der Firmen, die das Großereignis mitfinanzieren.

"Der Ökumenische Kirchentag könnte auch ohne Sponsoring stattfinden, aber mit dem Geld der Unternehmen tun wir uns leichter", bilanziert Martin Stauch nüchtern. Stauch ist in der Geschäftsführung des Kirchentags für Sponsoring zuständig. Auf rund 24 Millionen Euro beläuft sich der Gesamthaushalt des Christentreffens. Gut eine halbe Million Euro fließt von Unternehmen. Die genaue Summe will Stauch nicht nennen.

Was für den durchschnittlichen Kirchentagsbesucher überraschend sein dürfte, ist für die Veranstalter längst Routine. In den vergangenen zehn Jahren habe sich das Sponsoring der Kirchentage etabliert, berichtet Rüdiger Runge, seit Jahren Sprecher des Deutschen Evangelischen Kirchentags und auch des Ökumenischen Kirchentags. Auch beim 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin gab es Sponsoren - wie im Programmheft zu sehen war.

Allerdings wird nicht jede Firma als Sponsor akzeptiert. Produkt und Unternehmen müssten zum Kirchentag passen, sagt Stauch. Der gemeinsame Vorstand habe Kriterien entwickelt und ein Gremium installiert, das alle potenziellen Sponsoren überprüft habe. Eine Firma, die in Kinderarbeit verwickelt ist oder Genfood anbietet, ist beim Kirchentag nicht erwünscht.

So ist es keine Überraschung, dass sich unter den Sponsoren kirchennahe Unternehmen finden. Die Erlöse des Getränkeherstellers "Adelholzener Alpenquellen" etwa fließen in Einrichtungen der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Der Unternehmer Heinz-Horst Deichmann vom gleichnamigen Schuhfilialisten ist in zahlreichen christlichen Projekten engagiert. Dass BMW den Bischofsshuttle stellt, dürfte allerdings wohl auch mit Prestigedenken auf beiden Seiten zu tun haben.

Die Wirtschaft soll den Kirchentag aber nicht dominieren. "Es darf nicht aussehen wie auf einem Jahrmarkt", betont Stauch. Bei den großen Open-Air-Bühnen wird es Werbebanner geben, aber bei Gottesdiensten wurde Werbung ebenso untersagt wie eine direkte Verbindung zwischen Programm und Firmen. So darf etwa bei einer Diskussion über Klimaschutz nicht das Plakat eines Energieunternehmens über der Bühne hängen. Auch auf dem Kirchentagsplakat findet sich keine Werbung.

Naiv sind die Kirchentagsmanager indes nicht. Selbstloses Sponsoring wird nicht erwartet. Die Wirtschaft darf sich präsentieren mit Ständen auf der Messe und auf der "Agora", dem Markplatz des Kirchentages. Damit der Tisch der Katholischen Bibelföderation aus St. Ottilien dort nicht neben dem durchdesignten Messestand von VW untergeht, sind Präsentationen einzelner Firmen nicht erlaubt.

Daher haben sich 14 Wirtschaftsverbände wie etwa der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) oder der Arbeitgeberverband (BDA) zusammengeschlossen, um auf der "Agora" soziale Projekte zu zeigen. Für den Kirchentag wurde die Homepage "wirtschaft-kirchentag.de" geschaltet sowie eine Hochglanz-Broschüre mit dem Titel "Verantwortung übernehmen - Zukunft gestalten" veröffentlicht.

"Der 2. Ökumenische Kirchentag in München ist eines der bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisse in diesem Jahr", schreibt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt im Grußwort zur Broschüre. Für die BDA habe sich die Frage, ob die Verbände teilnähmen, gar nicht gestellt, sagt die BDA-Projektleiterin für den Auftritt der Wirtschaftsverbände, Tabea Kölbel. "Wir sind ein gesellschaftspolitischer Player", betont sie. Es sei daher nur um die Frage gegangen, welchen Beitrag sie zum Kirchentag leisteten.

Best-Practice-Beispiele sollen präsentiert werden, etwa die Qualifizierung schwacher Schüler für den Ausbildungsmarkt oder Kinderbetreuung in Firmen während der Schulferien oder Praktika für Lehrer in der Wirtschaft. Damit wollten sie für diese Ideen werben und zur Mitwirkung an den Projekten anregen, sagt Kölbel. Das verantwortliche Handeln der Wirtschaft soll dargestellt werden. Das Wort "Imagegewinn" ist Kölbel in dem Zusammenhang zu negativ.

10. Mai 2010