Religionssoziologe Peter L. Berger mit Leopold-Lucas-Preis geehrt

Tübingen/Boston (epd). Der US-amerikanische Religionssoziologe Peter L. Berger (81) hat den Dr. Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen erhalten. Der Sozialphilosoph habe sich in seinem Werk für Toleranz im Zusammenleben der Kulturen und Religionen eingesetzt, würdigte ihn am Dienstag der Dekan der evangelisch-theologischen Fakultät, Friedrich Schweizer. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro der höchst dotierte Wissenschaftspreis in Deutschland.

Nach Ansicht Bergers ist der "Dialog zwischen Christentum und Islam für die Zukunft Europas politisch entscheidend wichtig". In seinem Festvortrag nannte Berger Bedingungen für einen erfolgreichen Dialog zwischen den Religionen. So müsse jeder Dialogpartner in seiner eigenen Glaubenstradition zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem unterscheiden können. Er warb zudem für eine "Tugend des Zweifels".

Peter L. Berger wurde 1929 in Wien als Sohn jüdischer Eltern geboren und lebt seit 1946 in den USA. International bekannt wurde er vor allem durch das gemeinsam mit Thomas Luckmann verfasste Werk "Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit", das 1966 in den USA erschien. Seit fast 40 Jahren beschäftigt sich Berger darüber hinaus mit Problemen der politischen Ethik im globalen Zusammenhang.

Mitte der 50er Jahre arbeitete Berger für kurze Zeit als Studienleiter der Evangelischen Akademie der württembergischen Landeskirche Bad Boll. Seit 1985 ist er Direktor des Instituts für Kultur, Religion und globale Herausforderungen in Boston.

Der Dr. Leopold-Lucas-Preis ehrt Persönlichkeiten, die wesentlich dazu beitragen, die Toleranz zwischen Menschen und Völkern zu fördern. Zu den Preisträgern zählen der Dalai Lama und der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Die evangelisch-theologische Fakultät vergibt den Preis jährlich im Namen der Uni Tübingen. Er wurde 1972 von Franz D. Lucas gestiftet zum 100. Geburtstag seines im KZ Theresienstadt ums Leben gekommenen Vaters, des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Lucas.

11. Mai 2010