Christliche Kirchen betonen Gemeinsamkeiten vor Start des Kirchentages

München (epd). Wenige Stunden vor Eröffnung des 2. Ökumenischen Kirchentages in München haben die beiden gastgebenden Bischöfe des Christentreffens den Willen zur Gemeinsamkeit von Protestanten und Katholiken betont. Die Abgrenzungen zwischen den Konfessionen würden außerhalb der Kirchen zunehmend weniger verstanden, sagte der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich am Mittwoch in München. Wenn die Kirchen eine gesellschaftliche Kraft bleiben wollen, müssten sie gemeinsam sprechen und handeln, wo immer das möglich sei.

Der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte: "Nicht die Abschottung von der Welt ist Ziel christlicher Existenz, sondern die Mitgestaltung der Welt zusammen mit allen, die guten Willens sind." Die lebendige Diskussion unter anderem auf dem Ökumenischen Kirchentag sei die angemessene Weise, sich mit der pluralen Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Der Kirchentag wird am frühen Abend mit drei Gottesdiensten eröffnet. Auf dem Programm des fünftägigen Treffens stehen mehr als 3.000 Veranstaltungen zu Glaubensfragen und Themen wie soziale Gerechtigkeit und Krieg und Frieden. Auch der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, der die katholische Kirche seit Monaten erschüttert, wird Thema sein. Der katholische Präsident des Kirchentages, Alois Glück, sagte, der sexuelle Missbrauch solle in München offensiv und in klarer Sprache angesprochen werden. Vertrauen sei in der Vergangenheit zerstört worden. Nun müssten die Opfer im Mittelpunkt stehen.

Zum Kirchentag werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. 2003 hatten Protestanten und Katholiken erstmals gemeinsam zu einem Kirchentag eingeladen, damals nach Berlin. In München wird erstmals seit ihrem Rücktritt die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, beim Kirchentag wieder öffentlich auftreten.

12. Mai 2010