Neue Debatte über Qualität des Internet-Journalismus gefordert

Frankfurt a.M. (epd). Die Geschäftsführerin das Nachrichtenportals "Spiegel Online", Katharina Borchert, hat eine neue Debatte über die Qualität des Internet-Journalismus gefordert. "Viele Medienhäuser machen den Fehler, nicht in den Journalismus selbst zu investieren. Stattdessen sitzen dort Online-Redakteure, die Content hin- und herschieben", sagte Borchert am Dienstag bei der Konferenz "The Future Face of Media" in Frankfurt am Main. Wünschenswert sei zudem eine stärkere Berücksichtigung alternativer Quellen, etwa Blogs.

Nach Auffassung des Geschäftsführers der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Malte von Trotha, wird die Relevanz von Blogs für den Journalismus überschätzt. "Über 90 Prozent dessen, was Blogger machen, hat nichts mit dem zu tun, was Journalisten beschäftigt", sagte er. "Spiegel Online" gelinge es zuweilen, der dpa die Hoheit beim Setzen von Themen abzunehmen. "Das ärgert uns", so von Trotha. Allerdings sei es nicht die vorrangige Aufgabe von Nachrichtenagenturen, exklusive Meldungen zu produzieren. Sie müssten stattdessen ein breites "Grundrauschen" liefern und Dinge erklären.

Der für das Mediengeschäft zuständige Manager des Informationsdienstleisters Thomson Reuters, Chris Ahearn, sagte, das Businessmodell der traditionellen Medien sei "kaputt". Manche Marken würden an Relevanz verlieren und daher verschwinden. Das bedeute aber nicht, dass die gesamte Medienbranche zugrunde gehe. Thomson Reuters sei gerade dabei, sich in ein "kundenzentriertes Netzwerk" zu transformieren, sagte Ahearn. Er verwies auf den neuen Multimedia-Onlinedienst "Reuters Insider", der auf vielstimmige Weise Informationen für Finanzexperten liefere.

Die Konferenz "The Future Face of Media: Business Models for the Digital Era" am Dienstag war Teil der "Frankfurt Global Business Week", die noch bis Freitag läuft. Veranstalter sind unter anderem die Industrie- und Handelskammer und die Stadt Frankfurt am Main.

18. Mai 2010