EKD-Ratsvorsitzender zu Pfingsten: Keine Angst trotz Euro-Krise

Hannover (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat in seiner Pfingstbotschaft mit Blick auf Inflationsangst und Währungskrise zum sozialen Zusammenhalt aufgerufen. Zwar biete die biblische Pfingstgeschichte "keine volkswirtschaftlichen Ratschläge für den Umgang mit der Euro-Krise", erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Freitag in Hannover. Sie gebe aber den Hinweis, "dass jede Gemeinschaft langfristig geistige und auch geistliche Fundamente braucht, will sie Stürmen rauer Zeiten trotzen."

In diesen Tagen seien viele beunruhigt, so Schneider: "Inflationsangst geht um. Scheitert der Euro, dann scheitert Europa - so prophezeit es die Bundeskanzlerin. Die europäischen Regierungen basteln an immer neuen Schutzschirmen, die sich alsbald als löcherig erweisen." Von Krediten und Bürgschaften in schwindelerregender Milliardenhöhe sei die Rede. "Und das Eurobarometer, das die Begeisterung der EU-Bürger für den Staatenverbund erkunden soll, sinkt auf einen Tiefpunkt."

"Europa ist durch diese Krise herausgefordert", fügte der EKD-Ratsvorsitzende hinzu. Die Politiker würde erkennen, "dass der Zusammenhalt gefährdet ist und der Glaube an die Vision von Europa schwindet". Schneider: "In diesen Wirrnissen trifft uns die Botschaft von Pfingsten: Gott befreit Menschen." Pfingsten verändere "uns und mit uns die Welt zu einer Schöpfung, wie Gott sie will."

"Die Bibel ist kein Navigationsgerät, das uns sicher zu politischen oder gar ökonomischen Zielen führt", räumte Schneider ein. Auch der Mensch könne nicht alles bis zum Letzten abschätzen. "Doch Gott steht uns bei und schenkt uns seinen Geist. Dieser Geist ist die Kompassnadel, die uns den Weg durch dieses Leben weist".

Die Visionen von "einer Welt ohne Krankheit, ohne Tränen, ohne Todesmächte und Todesgewalten" könnten die Menschen durch die Zeit tragen. Sie inspirierten dazu, Frieden und Gerechtigkeit zu üben. Schneider rief dazu auf, sich für Ordnungen und Gesetze einzusetzen, die wirklich allen Menschen dienen und auch die Kleinen respektieren und schützen."

Die Pfingstbotschaft erinnere daran, dass die ersten Christen verbunden waren im gemeinsamen Glauben. Das gemeinsame Wirtschaften, das Teilen und die Solidarität mit den Hilfsbedürftigen sei nicht Grundlage und Ziel der frühchristlichen Gemeinsamkeit gewesen, "sondern ihre notwendige Folge". Die ersten Christen hätten in herausgehobener Weise "die geistliche wie soziale Kraft ihrer Gemeinschaft" erlebt.

21. Mai 2010

Botschaft des EKD-Ratsvorsitzenden zum Pfingstfest