Missionare aus dem Süden sind nicht willkommen

„Menschen aus dem Süden haben keine Mission im Norden“, so fasst Dr. Fidon Mwombeki, Generalsekretär der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM) und Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Einstellung zusammen, die man im Norden gegenüber Missionaren aus dem Süden hat. Viele hätten kein Verständnis für die Idee von Missionaren aus dem Süden, die im Norden dienen. Mission sei immer noch, den Armen zu helfen. Aber auch für diejenigen, für die Mission in der Vergangenheit „empfangen“ bedeutet hat, so Mwombeki weiter, sei es schwer, sich als Gebende zu begreifen.

Fidon Mwombeki berichtete am Freitag, 4. Juni, auf der Konferenz „Edinburgh 2010“ zur Hundertjahrfeier der ersten Weltmissionskonferenz 1910, über die Herausforderungen, mit denen Mitarbeitende und Missionare aus dem Süden in Deutschland konfrontiert sind. Die VEM ist seit 1996 eine internationale Gemeinschaft von 34 Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland und den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel.

„Beim gemeinsamen Teilen fällt es dem Norden schwer zu benennen, was sie vom Süden brauchen“ ist eine weitere Beobachtung von Mwombeki. Auch wenn die südlichen Kollegen die Frage immer wieder stellen würden. Exotisches Trommeln und Tanzen seien natürlich nicht genug, und „Spiritualität“ könne nur schwer genauer definiert werden. Die Kirchen des Südens hingegen wüssten oft genau, was sie von ihren nördlichen Kollegen wollen, oftmals Ressourcen oder Geld.

Auch Mwombeki selbst erlebt immer wieder, wie stark das Stigma von Fremden im Norden ist. Sie seien nicht willkommen. Man glaube nicht, dass Menschen aus dem Süden eine Botschaft haben, sondern halte sie für „Wirtschaftsflüchtlinge“. Auf die Frage, wann er zurück nach Hause gehe, antwortet Mwombeki inzwischen: „Niemals“.

Mwombeki erlebt die deutsche Gesellschaft als sehr geschlossen. „Es ist für jeden schwer, die geschlossene Gesellschaft des Nordens aufzubrechen. Besonders für Missionare aus dem Süden.“ Eine Mitarbeiterin berichtete ihm z.B. von ihrem Schock, als sie laß, dass eine Witwe aus ihrer Gemeinde in einer Todesanzeige schrieb: „Bitte, keine Besuche.“

Und dennoch: „Es gibt einen wirklichen Hunger nach dem Evangelium im Norden“, ist Mwombeki überzeugt. „Menschen wollen lernen zu beten.“ Während z.B. Predigten im Norden oft zu akademisch seien, hätten Menschen im Süden gelernt, das auszusprechen, was ihr Herz bewegt.

Ausgerechnet der Schock durch fundamentalistische Religionen lasse viele Menschen neu auf den Bedarf an Mission im Norden blicken. Eine Hoffnung für die Herausforderung der Säkularität mit ihrer individuellen Wahlfreiheit, die Mwombeki so auf den Punkt bringt: Sogar der Bedarf an Erziehung im christlichen Glauben falle weg, da unsere Kinder selbst wählen sollen, wann immer sie wollen.

07. Juni 2010