"Leipziger Disput": EKD-Ratsvorsitzender streitet mit atheistischem Philosophen

Leipzig (epd). Der Evolutionsbiologe Eckart Voland hält die christliche Glaubensgewissheit für "bildungsfeindlich". Bildung brauche nicht Erlösung, sondern Investition, sagte der Gießener Philosoph bei einem Streitgespräch mit dem amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Donnerstagabend in Leipzig.

Glaube habe zu tun mit Heilserwartung, Bildung mit Kompetenzerweiterung, sagte Voland weiter. Demgegenüber betonte der EKD-Ratsvorsitzende, Glaube sei immer auch Selbstkorrektur. "Wir sagen bewusst, dass unsere Bekenntnisschriften nur unsere vorläufige Erkenntnis widerspiegeln." Es gebe auch religiöse Überzeugungen, die der Selbstkritik im Wege stehen. Selbstkritik und Selbsterkenntnis seien Bildungsprozesse. "Glaube braucht Bildung", sagte Schneider.

Zu dem Streitgespräch über die Frage "Braucht Bildung Glauben?" hatten die Theologische Fakultät gemeinsam mit der Stadt Leipzig, der EKD und der sächsischen Landeskirche eingeladen. Mit der Veranstaltung in der Leipziger Thomaskirche wurde an einen Disput zwischen dem Reformator Martin Luther und seinem Gegner Johannes Eck erinnert.

Bevor die beiden Theologen vom 27. Juni bis 3. Juli 1519 in der Leipziger Kirche aufeinandertrafen, hatten sie sich in Schriften über Fragen des Glaubens und der Kirche gegenseitig scharf angegriffen. Am Ende der historischen Begegnung stand Luthers Bekenntnis, dass weder Papst noch Konzil höchste Autorität in Glaubensfragen haben. Damit wurde der Bruch mit Rom endgültig vollzogen.

25. Juni 2010