Altbischof Huber: "Armee ist nicht mehr Schule der Nation"

Bamberg (epd). Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Altbischof Wolfgang Huber, hat eine Diskussion über den Auftrag der Bundeswehr angeregt. Die Armee sei nicht mehr "die Schule der Nation", sagte Huber am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in der Universität Bamberg. "Sie kann nicht mehr als zusätzlicher Erziehungsort für junge Leute verwendet werden."

Die Frage nach einer künftigen Struktur der Bundeswehr lasse sich nur sinnvoll stellen, wenn man überhaupt mit Situationen rechne, in denen "die Drohung mit Gewalt und im äußersten Fall auch deren Einsatz um des Friedens willen" geboten sein könnten, fügte Huber hinzu: "Wer sagt, eine Aufgabe der Bundeswehr stellt sich nicht, braucht sich auch um die Struktur keine Gedanken machen."

Als Szenarien nannte der frühere Berliner Bischof die Beibehaltung der personalintensiven Wehrpflichtigenarmee, die von einem möglichen Verteidigungsfall für Deutschland ausgehe, und einer reinen Freiwilligen- und Berufsarmee, die ihren Schwerpunkt auf Auslandseinsätze lege. Eine dritte Möglichkeit sei die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht, die aber "unter den derzeit gegebenen Umständen" ausgesetzt werden könne, so Huber.

Der Altbischof verwies darauf, dass jede Entscheidung auch erhebliche Auswirkungen auf den Zivildienst haben werde. Die Entscheidung über die Wehrform könne jedoch nicht davon abhängig gemacht werden, welche Aufgaben Kriegsdienstverweigerern übertragen würden. "Es wäre inkonsequent, die Wehrpflicht zu dem Zweck aufrechtzuerhalten, dass man auch in Zukunft Wehrdienstverweigerer hat, die man im Zivildienst einsetzen kann", sagte der Theologe im Rahmen einer Vorlesungsreihe zum Thema "Gerechter Krieg - gerechter Friede", die sich mit Friedensethik und dem Krieg in Afghanistan befasste.

14. Juli 2010