EKD würdigt die Arbeit des Zentralrates der Juden

Hannover (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat den Zentralrat der Juden in Deutschland anlässlich des 60. Jahrestages seiner Gründung gewürdigt. Dessen Stimme sei auch in Zukunft unerlässlicher Bestandteil des öffentlichen Diskurses, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Montag in Hannover. Der Zentralrat war am 19. Juli 1950 gegründet worden. Er repräsentiert heute 108 jüdische Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern.

"Wenige Jahre nach dem Ende der von Rassismus und Antisemitismus gekennzeichneten Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten haben mutige Männer und Frauen jüdisches Leben in Deutschland repräsentiert", erklärte Schneider. Sie hätten damit dazu beigetragen, dass nach der tiefen Schuldgeschichte und dem Grauen des NS-Regimes ein Neubeginn möglich wurde. Die evangelische Kirche sei dankbar für die intensiven Kontakte und verlässlichen Gespräche, die zwischen dem Zentralrat der Juden und dem Rat der EKD durch all die Jahre geführt werden konnten.

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider erinnerte an frühere Präsidenten des Zentralrates wie Heinz Galinski, Ignatz Bubis, Paul Spiegel bis hin zur jetzigen Vorsitzenden Charlotte Knobloch. Diese hätten dafür gesorgt, dass die jüdisch-christliche Gemeinsamkeit in einer "Mischung aus Mahnung und gemeinsamem Kampf gegen jedes Wiedererstarken von Rassismus und Antisemitismus in gegenseitigem Vertrauen wachsen konnte".

Auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Johannes Friedrich (München), äußerte sich erfreut über ein Wiedererstarken des jüdischen Lebens in Deutschland. Er sei dankbar, dass der Zentralrat die Entwicklung der Bundesrepublik begleitet habe. 1950 hätten rund 15.000 Juden in Deutschland gelebt. Inzwischen sei ihr Zahl durch Zuwanderung auf rund 105.000 angewachsen.

Damit seien "die Bedeutung, der Charme und der kulturelle Reichtum der jüdischen Religiosität wieder nach Deutschland zurück gekehrt", so Friedrich: "Nach den furchtbaren Verbrechen der jüngsten Vergangenheit haben wir Deutschen damit auch die Chance und die Verpflichtung, uns für den Wiederaufbau jüdischen Lebens in Deutschland einzusetzen." Der Zentralrat sei immer bemüht gewesen, eine Brücke zu bauen zwischen der historischen Verantwortung und der Gestaltung der gemeinsamen Zukunft.

19. Juli 2010


Kirchen würdigen Arbeit des Zentralrats der Juden

Knobloch: Judentum hat in Deutschland Zukunft

Hannover (epd). Die beiden großen Kirchen haben den Zentralrat der Juden in Deutschland anlässlich des 60. Jahrestages seiner Gründung gewürdigt. Der Rat sei eine "unverzichtbare Institution in der Gesellschaft", erklärte am Montag der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, unterstrich, die Stimme des Zentralrates sei auch in Zukunft unerlässlicher Bestandteil des öffentlichen Diskurses.

Die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht in Deutschland jüdisches Leben wieder wachsen. "Das Judentum hat in Deutschland eine Zukunft, in die ich sehr hoffnungsvoll blicke", sagte sie der in Dortmund erscheinenden "Westfälischen Rundschau" (Montagsausgabe). Das deutsche Judentum sei wieder auferstanden. "Deutschland - das sage ich aus tiefster Überzeugung - ist heute den Juden wieder eine Heimat."

"Normale" Verhältnisse für Juden in Deutschland seien jedoch angesichts der Vernichtung der europäischen Juden im Nationalsozialismus noch unnormal, erläuterte Knobloch. Die Aufarbeitung des Holocausts dauere noch an. "Ich bin sicher, dass wir eines Tages von einem normalen Miteinander sprechen können", sagte die Zentralratspräsidentin, die im November aus ihrem Amt scheidet.

Der Zentralrat wurde am 19. Juli 1950 gegründet. Er repräsentiert heute 108 jüdische Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern. "Wenige Jahre nach dem Ende der von Rassismus und Antisemitismus gekennzeichneten Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten haben mutige Männer und Frauen jüdisches Leben in Deutschland repräsentiert", erklärte Schneider. Sie hätten damit dazu beigetragen, dass nach der tiefen Schuldgeschichte und dem Grauen des NS-Regimes ein Neubeginn möglich wurde.

In einem Brief an die Präsidentin des Zentralrates, Knobloch, schreibt Erzbischof Zollitsch: "Erneut versichere ich Ihnen, dass es für die Leugnung des Holocaust keinen Platz in der katholischen Kirche geben darf." Die junge Generation brauche ein solides Geschichtsbewusstsein, "um die Verirrungen von damals niemals mehr zurückkehren zu lassen", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Johannes Friedrich, äußerte sich erfreut über ein Wiedererstarken des jüdischen Lebens in Deutschland. Er sei dankbar, dass der Zentralrat die Entwicklung der Bundesrepublik begleitet habe. Damit seien "die Bedeutung, der Charme und der kulturelle Reichtum der jüdischen Religiosität wieder nach Deutschland zurück gekehrt", so der bayerische Landesbischof.

19. Juli 2010