Theologe Benn: Religionen sind Motor und Bremser im Kampf gegen Aids

Wien (epd). Glaubensgemeinschaften können nach Einschätzung des Theologen und Arztes Christoph Benn im Kampf gegen Aids die Rolle eines Motors oder eines Bremsers einnehmen. Das Thema Aids und Religion werde oft auf die Frage reduziert: "Was sagen Religionsführer zu Kondomen?", sagte Benn auf der Welt-Aids-Konferenz in Wien in einem epd-Gespräch. Er ist Mitglied im Direktorium des Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria.

"Es ist eine Sache, was der Vatikan zu Kondomen sagt, und eine ganz andere Sache, wie Aids-Programme in katholischen Ländern umgesetzt werden", betonte der evangelische Theologe. Oft beeinflusse das Nein der Kirchenspitze die Arbeit vor Ort nur marginal. Bei Muslimen sei das ganz ähnlich. "Wenn sie einen Imam fragen, wird er sagen, Kondome fördern die Promiskuität." Trotzdem würden in islamischen Ländern Kondome benutzt.

Ein Priester könne die Verteilung von Kondomen blockieren, während kirchliche Hilfswerke in Afrika, buddhistische Klöster in Thailand und muslimische Jugendorganisationen auf Sansibar "sehr progressiv" über Aids aufklärten. Als Träger von Gesundheitseinrichtungen spielten die Kirchen in vielen Entwicklungsländern eine wichtige Rolle, etwa auch bei der Verteilung von Moskitonetzen zum Schutz gegen Malaria.

Der Globale Fonds ist der größte Finanzierer von Aids-Programmen. Er wirbt Geld von Regierungen, Stiftungen und Privatpersonen ein und unterstützt damit Projekte in mehr als 140 Ländern. Seit seiner Gründung hat er 19,2 Milliarden US-Dollar mobilisiert. Damit wurden unter anderem 1,8 Milliarden Kondome und 120 Millionen Moskitonetze finanziert.

20. Juli 2010