Tutu zieht sich aus Öffentlichkeit zurück

Johannesburg/Frankfurt a.M. (epd). Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu will sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. "Die Zeit ist gekommen, etwas langsamer zu machen", sagte er nach einem Bericht der Zeitung "Mail & Guardian" am Donnerstag in Kapstadt. Er werde sich im Oktober, wenn er 79 Jahre alt werde, ins Privatleben zurückziehen, damit er nachmittags eine Tasse Tee trinken könne. Er wolle mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und Sport sehen, sagte der frühere anglikanische Erzbischof und Wegbegleiter von Nelson Mandela.

Tutu, der von 1986 bis 1996 Oberhaupt der südafrikanischen Anglikaner war, wurde zur Symbolfigur des Kampfes gegen die Apartheid. 1984 erhielt er den Friedensnobelpreis für sein Engagement. 1995 übernahm Tutu den Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission. Er ist seit 1955 mit seiner Frau Leah verheiratet und hat vier Kinder.

Er werde seine Friedensstiftung weiter unterstützen, aber seinen Lehrauftrag bei einer südafrikanischen Universität werde er aufgeben ebenso wie seine Arbeit bei einer UN-Kommission zur Verhinderung von Völkermord. Er werde den Medien auch keine Interviews mehr geben.

Auch nach seinem Rückzug von der Spitze der anglikanischen Kirche stand Tutu häufig im Blick der Öffentlichkeit, sei es in seinem Kampf um Gerechtigkeit als Verfechter der Gleichberechtigung Homosexueller oder zuletzt als prominenter Fan während der Fußball-WM in Südafrika.

23. Juli 2010