Notfallseelsorger nach Love-Parade-Katastrophe weiter im Einsatz

Duisburg/Essen (epd). Notfallseelsorger bieten nach der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade weiter Hilfe für Traumatisierte an. Augenzeugen des Unglücks und Opferangehörige könnten sich rund um die Uhr an Betreuer bei der Polizei in Essen wenden, wie der rheinische Landespfarrer für Notfallseelsoge, Joachim Müller-Lange, dem epd am Montag sagte.

Das Angebot ist telefonisch unter 0201/82 98 091 zu erreichen oder per E-Mail unter Betreuungsangebot.Loveparade@polizei.nrw.de. Bei dem Unglück waren am Samstag 19 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 340 wurden verletzt.

Rettungs- und andere Einsatzkräfte erhalten Unterstützung unter 0203/578 90 108, wie der Duisburger Notfallseelsorger der rheinischen Kirche, Richard Bannert, mitteilte. Dieses Nachsorgeangebot werde aufrecht erhalten, so lange es von Betroffenen in Anspruch genommen wird, sagte der Theologe. "Aus Erfahrung wissen wir auch, wie wichtig Gedenken zu Jahrestagen sind", fügte er hinzu.

Insgesamt waren den Angaben zufolge am Samstag in Duisburg 100 Seelsorgekräfte nach dem Unglück bei der Loveparade im Einsatz. 50 der Notfallseelsorger kamen aus den Kirchen, 50 waren geschulte Seelsorgekräfte aus den Reihen von Rettungsdiensten und Polizei.

Die kirchlichen Seelsorger kümmerten sich in Gesprächen etwa um verzweifelte Raver, die von Freunden und Partnern auseinandergerissen worden waren und über Stunden keinen Kontakt zu ihnen herstellten konnten, wie Müller-Lange berichtete. "Viele mussten auch heftige Eindrücke verarbeiten, als sie versucht hatten, Erste Hilfe zu leisten, und Menschen unter ihren Händen sterben sehen mussten." Auch das Erleben der eigenen Emotionen und Reaktionen bei einer Massenpanik habe viele zutiefst verunsichert.

Der Einsatz bei der Loveparade habe deutlich gemacht, wie wichtig psychosoziale Betreuung bei Großveranstaltungen ist, sagte Müller-Lange. "Ich wünsche mir, dass wir ohne wenn und aber in den Katastrophenschutz integriert werden." Bislang gebe es nur Empfehlungen für den Notfallseelsorge-Betreuungsschlüssel bei Großveranstaltungen, kritisierte er und forderte klare Richtlinien für künftige Einsätze.

26. Juli 2010