Ethikrats-Mitglied Nagel gegen ärztlichen Beistand zur Selbsttötung

Hamburg (epd). Der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel wendet sich dagegen, dass Ärzte Patienten bei der Selbsttötung helfen dürfen. Wer ärztlichen Beistand zum Suizid toleriere, der riskiere damit, dass auch ein Missbrauch unbewusst akzeptiert werde, schreibt Nagel in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit".

"Wenn sich Menschen nicht mehr darauf verlassen können, dass ärztliche Handlungen ausschließlich zum Schutz ihres Daseins durchgeführt werden, bricht die Vertrauensbasis zwischen Ärzteschaft und Gesellschaft", warnt der Mediziner, der auch dem Deutschen Ethikrat angehört.

Nagel, der auch Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist, widerspricht damit Forderungen des Notfallmediziners Michael de Ridder. Dieser hatte mit Hinweis auf die Autonomie argumentiert, wenn mit den Mitteln der Medizin nichts mehr gegen das Leiden von Patienten unternommen werden könne, hätten sie ein Anrecht auf ärztlichen Beistand beim Suizid.

Dem hält Nagel entgegen, es gebe moralische Pflichten, die dem Recht auf Selbstbestimmung der Patienten Grenzen setzten. Dazu gehören die "Ehrfurcht vor dem eigenen Leben" und die "Akzeptanz des Nichterklärbaren", schreibt Nagel.

Seit längerem gibt es Überlegungen, ärztliche Hilfe bei Selbsttötung unter bestimmten Bedingungen zuzulassen. Straffreiheit für assistierte Suizidhilfe in bestimmten Fällen hatten etwa das Ethikrats-Mitglied Jochen Taupitz sowie der Juristentag befürwortet.

28. Juli 2010