Seemannsmission warnt vor bewaffneten Bord-Kommandos

Bremen (epd). Die Deutsche Seemannsmission warnt vor einem bewaffneten Begleitschutz vor Piraten-Angriffen an Bord von Handelsschiffen. "Durch eine wie auch immer geartete Bewaffnung kann die Situation nur eskalieren", sagte Generalsekretärin Heike Proske am Dienstag in einem epd-Gespräch. Nach den jüngsten Angriffen vor Somalia hatte der Verband Deutscher Reeder kürzlich den Einsatz von Bundespolizei an Bord von Handelsschiffen unter deutscher Flagge gefordert.

"Ich habe noch keinen Seemann getroffen, der sich durch Waffen an Bord sicherer fühlt - die Angst bleibt", sagte Proske. Viele sähen einer Fahrt durch den Golf von Aden mit Sorge entgegen, fürchteten aber bei einer Verweigerung um ihren Arbeitsplatz. "Manchmal haben sie keinen Mut mehr, ihrer Familie zu sagen, wo das Schiff fährt, um sie nicht zu beunruhigen."

Nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers des Reeder-Verbands, Ralf Nagel, zeigen Erfahrungen mit Schiffstransporten der Welthungerhilfe, dass bewaffnete Teams an Bord der Handelsschiffe erfolgreich abschrecken. Der Containerfrachter "Taipan" der Hamburger Reederei Komrowski ist kürzlich mit bewaffneten Mitarbeitern eines Sicherheitsdienstes in See gestochen. Proske und der Vorstand der in Bremen ansässigen deutschen Seemannsmission halten das "für keine geeignete Lösung zum Schutz von Seeleuten". Allerdings sollte die EU-geführte Anti-Piraten-Operation "Atalanta" verlängert werden, weil sie bereits zu spürbaren Ergebnissen geführt habe.

Zudem sollten die Reeder zur Gefahrenabwehr die Seeleute schon im Vorfeld trainieren und die Wachsamkeit etwa durch einen doppelten Ausguck an Bord der Schiffe stärken, ergänzte Proske. Nach belastenden Angriffen müssten Seeleute und deren Angehörige begleitet und unterstützt werden. "Um dauerhaft den Seehandelsverkehr durch den Golf von Aden zu gewährleisten und die Wurzeln der Piraterie anzugehen, müssen Bundesregierung, EU und UN den zivilen Aufbau Somalias unterstützen."

Nicht zuletzt durch die militärische Präsenz im Golf von Aden sind nach Angaben des International Maritime Bureau IMB die Zahl der Piraten-Angriffe im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. "Doch auch die Piraten rüsten auf", warnte Proske. "Zuletzt weiteten Piraten somalischer Herkunft ihre Operationsgebiete deutlich aus und waren in der Lage, Gebiete in bis zu 1.000 Seemeilen Entfernung von der somalischen Küste zu erreichen."

 

03. August 2010