Leipziger Pfarrer Christian Führer fordert "Jesus-Mentalität des Teilens"

Augsburg (epd). Mit einem Friedensmahl und einem Gottesdienst ist am Sonntag das 360. Augsburger Friedensfest begangen worden. In der überfüllten St. Annakirche sagte Christian Führer, ehemaliger Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche, dass in Deutschland der zweite Teil der friedlichen Revolution noch ausstehe. Der evangelische Pfarrer, der maßgeblich an den Oktoberdemonstrationen 1989 in Leipzig beteiligt war, forderte eine Wirtschaftsform der "solidarischen Ökonomie, die die Jesus-Mentalität des Teilens praktiziert".

Der Mensch und nicht Geld und Profit sollten an erster Stelle stehen. Die "Wurzelsünde" des Globalkapitalismus sei die "Anstachelung zur Gier". Führer nannte die gewaltlose und friedliche Revolution in der DDR "ein Wunder biblischen Ausmaßes". Menschen, die in zwei atheistischen Weltanschauungsdiktaturen, dem Sozialismus und der Naziherrschaft, aufgewachsen seien, hätten die Gewaltlosigkeit auf die Straßen getragen. "Das hat es in Deutschland noch nie gegeben. Eine Einheit Deutschlands ohne Krieg und Sieg dieses Mal", sagte Führer.

Seit 1650 wird in Augsburg am 8. August ununterbrochen jedes Jahr das "Hohe Friedensfest" gefeiert. Zunächst bejubelten an diesem Tag die Evangelischen in der Stadt die Rückgabe ihrer Kirchen nach dem Dreißigjährigen Krieg und die Wiederherstellung der Parität. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Fest ökumenisch. Seit etwa zehn Jahren wird der Augsburger Sonderfeiertag als interreligiöses Fest begangen.

08. August 2010