EKD sieht Google Street View zwiespältig

Hannover/Berlin (epd). Der Datenschutzbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Detlef Rückert, sieht das umstrittene Google-Street-View-Projekt zwiespältig. Einerseits schließe sich die EKD den Forderungen nach dem Schutz der Privatsphäre und der Offenlegung der gewonnen Daten an, sagte der Oberkirchenrat am Mittwoch in Berlin dem epd. "Andererseits hat die Kirche ein Interesse daran, dass ihre Kirchengebäude als öffentliche Einrichtungen zu sehen sind."

Es sei daher nicht sinnvoll, alle kirchlichen Gebäude auf Google-Bildern löschen zu lassen, sagte Rückert. Auch kirchliche Verwaltungsgebäude sollten zu erkennen sein. Anders liege der Fall möglicherweise bei Pfarrhäusern. Es dürfe keinesfalls zu erkennen sein, wer bei seinem Pastor um Hilfe bitte.

Der Internet-Konzern Google will im Herbst seinen Street-View-Dienst in Deutschland starten. Dabei werden dreidimensionale Fotoansichten von Straßenzügen und Gebäuden ins Internet gestellt und sind dort für jeden verfügbar. Zunächst sollen Bilder aller Gebäude an öffentlichen Straßen in den 20 größten deutschen Städte gezeigt werden. Dazu gehören Berlin, Bonn, Bremen, Bielefeld, Bochum, Dresden, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Mannheim, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal.

Virtuelle Rundgänge durch fast alle westeuropäischen und US-amerikanischen Städte sind bei Google Street View bereits möglich. In Deutschland gibt es gegen die Aufnahmen kompletter Straßenzüge dagegen große Vorbehalte. Einwohner und Datenschützer protestieren gegen den neuen Dienst, da sie die Privatsphäre verletzt sehen und Datenmissbrauch befürchten. Hausbesitzern und Mietern will Google daher ab kommender Woche die Gelegenheit geben, die Bilder ihrer Gebäude unkenntlich machen zu lassen. Virtuelle Rundgänge durch fast alle westeuropäischen und US-amerikanischen Städte sind dagegen bereits möglich.

11. August 2010