Auf biblischen Spuren durch den Schwarzwald

Ökumenischer Erlebnispfad bringt Familien spielerisch den christlichen Glauben näher

Von Christine Süß-Demuth (epd)

Freiburg (epd). Ein steiler Weg führt von der evangelischen Kirche des Schwarzwald-Ortes Schiltach in den Wald hoch und mündet in einen schmalen, weichen Pfad, der von Moos, Heidelbeersträuchern und Brombeerranken gesäumt ist. Es ist der Beginn des ökumenischen Bibelerlebnispfads, der Kindern und Erwachsenen spielerisch und unterhaltsam das Evangelium näher bringen will - ein in dieser Art bundesweit einmaliges Projekt.

An 16 Stationen des drei Kilometer langen Rundwegs können sich Kinder mit dem Leben Jesu beschäftigen. Immer wieder gibt es kleine Aufgaben zu lösen: So sollen etwa das verlorene Schaf gesucht, die Gesichtszüge von Holzfiguren interpretiert oder ein Bibelmemory gelöst werden. An den einzelnen Stationen sind Buchstaben oder Wörter versteckt. Am Ende des Weges ergeben sie, richtig zusammengesetzt, ein passendes Jesuszitat.

Ein Teil des Pfades liegt auf der fünften Etappe der Fernwanderstrecke Mittelweg, der den Schwarzwald von Nord nach Süd durchquert - von Pforzheim nach Waldshut. Während die Kinder etwa auf Baumstämmen balancieren und sich dabei vorstellen, ähnlich wie Jesus über das schäumende, wogende Wasser zu schreiten, enthalten die Hinweistafeln lehrreiche oder auch nachdenkliche Texte für die Erwachsenen.

In die Geräusche des Waldes, dem Zirpen der Grillen und dem Gezwitscher der Vögel, mischt sich das Lachen der Kinder, die zur nächsten Station rennen. Dort fügt sich der Klang einer Installation aus Holz- und Metallstäben dazu, auf denen das Lieblingslied interpretiert werden kann. "Gar nicht so einfach", meint der zwölfjährige Sebastian, bevor er summend zur nächsten Aufgabe geht.

Der Anstoß zu dem ökumenischen Projekt kam aus der Jugendarbeit der evangelischen Kirchengemeinde. Das historische Fachwerkstädtchen hatte kaum Angebote für Kinder. Mittlerweile engagieren sich rund 100 Ehrenamtliche aus den beiden Kirchengemeinden und dem Ort für den Bibelpfad, auch die Stadtverwaltung unterstützt das Projekt.

Die evangelische Pfarrfamilie Glimpel bemerkte schnell, wie viele handwerkliche Talente unter den Gottesdienstbesuchern waren. Viele legten bereitwillig Hand an. Der Schiltacher Künstler Werner Arnold schnitzte mehrere Holzskulpturen, allen voran die Figur "Johannes der Täufer". Sie markiert an der evangelischen Kirche den Beginn und das Ende des Weges. Sowohl die evangelische wie die katholische Kirche des Ortes waren einst auf Johannes den Täufer geweiht worden. Als "Wegweiser zu Jesus Christus" solle die Figur unterschiedliche Perspektiven auf Leben und Lehren Jesu eröffnen, sagt Pfarrfrau und Mitinitiatorin Josefine Glimpel.

An dem Pfad gibt es auch einen Grillplatz. Die Kinder können eine biblische "Laubhütte" bauen, die im Schwarzwald kurzerhand aus Tannenzweigen entsteht. Oder vorsichtig die Barfußstrecke durchschreiten. "Barfuß über Moos, Baumstämme und Rindenstücke zu laufen, hat mir am besten gefallen", sagt der neunjährige Frederik.

Auch das Tannenzapfen-Zielwerfen spornt den kleinen Wanderer an. Dabei gilt es, die Zapfen hoch ins Ziel zu werfen, damit sie nicht vor den hölzernen Schweinen landen. Hier geht es im übertragenen Sinn darum, Wertvolles nicht zu verschwenden, oder wie es in der Bibel heißt, nicht "Perlen vor die Säue zu werfen".

12. August 2010