"Solidaritätstafel" in Hannover - Diakonie und Caritas protestieren gegen Armut

Özkan befürwortet Sachleistungen für arme Kinder

Hannover (epd). Mit einer rund 400 Meter langen "Solidaritätstafel" haben Diakonie und Caritas am Samstag in Hannover gegen Armut in Deutschland protestiert. "Es kann nicht sein, dass wir in einem der reichsten Länder so viele Menschen haben, die in Armut leben", sagte Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU), die als Gast an der Tafel Platz nahm.

Unter dem Motto "Gemeinsam zu Tisch" setzten sich rund 1.000 Menschen bei strahlendem Sonnenschein in der Innenstadt an etwa 200 Bierzelttische und bekamen kostenlos einen Teller mit einem chinesischen Nudelgericht. Unter den Gästen waren zahlreiche Passanten mit Einkaufstüten, aber auch viele Erwerbslose, die am Tisch ihre persönliche Geschichte zwischen Jobverlust, Arbeitsagentur und Hartz IV erzählten.

Özkan wandte sich vor allem gegen Kinderarmut. In der Diskussion um Bildungs-Chipkarten für Kinder und Jugendliche plädierte sie für den Grundsatz, Sachleistungen statt zusätzliches Geld zu vergeben: "Wir wollen, dass die Hilfe die Kinder direkt erreicht." Kinder dürften nicht am Rand der Gesellschaft stehen. Entscheidend sei auch, die Kindertagesstätten zu fördern, damit Kinder aus sozial schwachen Familien die gleichen Chancen hätten wie andere.

Diakonie-Direktor Christoph Künkel aus Hannover prangerte eine zunehmende Armut im Land an: "Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander, das kann so nicht weitergehen."

Der stellvertretende Bischof der hannoverschen Landeskirche, Hans-Hermann Jantzen, rief die Kirchengemeinden dazu auf, mehr Kontakt zu Menschen in Armut zu suchen. Dazu gebe es zahlreiche Ansatzpunkte: "Die Erzieherinnen in unseren Kindergärten sind oft die ersten, die merken, wenn ein Kind ohne Frühstück kommt."

23. August 2010