EKD-Beauftragte: Kritik an Wittenberger Figuren ist "humorlos"

Leipzig (epd). Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, hat die umstrittenen Wittenberger Lutherfiguren verteidigt und die Kritik daran als "humorlos" bezeichnet. Sie finde die Idee charmant, dass jeder sich seinen Luther unter den Arm nehmen kann, sagte Bahr der "Leipziger Volkszeitung" (Freitagsausgabe). Luther werde auf diese Weise charmant "entheiligt", sagte Bahr.

Vor knapp zwei Wochen wurde auf dem Wittenberger Marktplatz die Aktion "Martin Luther - Hier stehe ich..." des Künstlers Ottmar Hörl eröffnet. Auf Initiative der EKD fertigte Hörl 800 Miniaturkopien des Wittenberger Lutherdenkmals in blau, rot, grün und schwarz an. Die im Volksmund "Lutherzwerge" genannten, rund einen Meter hohen Kunststofffiguren sollen das zur Restaurierung abtransportierte Denkmal ersetzen und zum Nachdenken über die Reformation anregen.

In Hörls sogenannten "Luther-Botschaftern" sehe sie eine heilsame Provokation, die nötig sei, "um unsere gewohnten Bilder von der Welt ins Wanken zu bringen", sagte Bahr. Die Kunstaktion war bei einigen prominenten Kirchenvertretern auf heftige Kritik gestoßen. Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer bezeichnete sie als "peinlich" und einen "Ablasshandel mit Plastefiguren". "Ich verstehe seine Kritik, aber ich finde die Reaktion humorlos", entgegnete Bahr.

26. August 2010