Wulff ruft zum Dialog der Religionen auf

Mainz (epd). Bundespräsident Christian Wulff hat zum Dialog der Religionen aufgerufen. "Damit Vertrauen wächst und ein Fundament für gemeinsames Gestalten entstehen kann, müssen wir uns füreinander interessieren, miteinander sprechen und lernen, auch Kontroversen auszutragen", sagte Wulff am Freitag laut vorab verbreitetem Redemanuskript bei der Einweihung der neuen Mainzer Synagoge.

Die neuen Synagogen in Deutschland seien nicht nur ein Symbol des Vertrauens der Juden in Deutschland. Zusammen mit anderen Orten friedlich gelebten Glaubens wie Kirchen und Moscheen stünden sie auch dafür, "dass wir alle die Vielfalt Deutschlands annehmen", sagte Wulff. Juden, Christen, Muslime, Anders- und Nichtgläubige seien gleichermaßen aufgefordert sind, sich für eine friedliche und gemeinsame Zukunft einzusetzen.

Die neue Synagoge mit 450 Plätzen ist Teil eines neu errichteten jüdischen Gemeindezentrums. Die Kosten in Höhe von etwa zehn Millionen Euro teilten sich der Bund, das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Mainz.

Wulff nannte das "Wiederaufblühen des jüdischen Lebens in Deutschland" ein "Glück für unser Land". Ausdrücklich lobte er die Offenheit der jüdischen Gemeinden gegenüber Zuwanderern. Die jüdischen Einwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion seien eine Bereicherung für die Gemeinden und die deutsche Gesellschaft.

Der Bundespräsident rief dazu auf, Gewalt und politischem Extremismus entschlossen entgegenzutreten. Der gesellschaftliche Dialog komme an seine Grenzen, wo Menschen die freiheitliche Ordnung des Gemeinwesens von innen bekämpfen. "Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass in all ihren Formen gehören auch heute noch zu den großen Übeln unserer Zeit", sagte Wulff.

03. September 2010