Nikolaus Schneider kritisiert Atompolitik der Bundesregierung

Mainz (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die geplante Laufzeitverlängerung für deutsche Kernkraftwerke scharf kritisiert. "Atomkraftwerke einfach nur weiterlaufen zu lassen, ist ethisch nicht verantwortbar", sagte der rheinische Präses der "Mainzer Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe). Die Endlagerfrage sei ungelöst und werde auch nie zu lösen sein, da es um Zeiträume von Jahrmillionen gehe.

Schneider warnte vor den Risiken menschlicher Fehler bei der Atomkraft. "Man betrachte sich nur, was beim Lager Asse alles schief gelaufen ist", sagte er und fügte hinzu: "Und jetzt droht das abzusaufen." Solange regenerative Energiequellen nicht für die komplette Versorgung bereit stünden, müsse Kohle als Brückentechnologie weiter genutzt werden, forderte der EKD-Ratsvorsitzende.

Die Muslime in Deutschland rief Schneider dazu auf, mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, beispielsweise als Träger von Altenheimen oder anderen sozialen Einrichtungen. Der Theologe bekräftigte zugleich das Recht der Muslime, Moscheen in angemessener Größe zu bauen, und forderte eine Ausbildung von Imamen an deutschen Universitäten. "Dass Imame aus der Türkei kommen, nur drei Jahre hier sind und dann wieder weggehen, sich in unserer Kultur nicht auskennen, das kann auf Dauer nicht sein", sagte Schneider.

17. September 2010