Kirchen dringen auf Fortschritte bei Armutsbekämpfung

Hannover/Bonn (epd). Wenige Tage vor dem UN-Gipfel über die Millenniumsziele fordern die beiden großen Kirchen in Deutschland von den Regierungen mehr Anstrengungen in der Armutsbekämpfung. Die bisherige Bilanz zur Umsetzung der Entwicklungsziele sei "insgesamt sehr ernüchternd", kritisierten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Freitag. In einer gemeinsamen Erklärung rufen sie die Bundesregierung und die Regierungen der UN-Mitgliedstaaten auf, "mehr als bisher" für eine global gerechtere und ökologisch nachhaltigere Entwicklung zu tun.

Vom 20. bis 22. September wollen Staats- und Regierungschefs in New York bei der UN-Vollversammlung über Erfolge und Rückschläge bei der Erreichung der Millenniumsziele beraten. Diese Entwicklungsziele - Beseitigung des Hungers, Bildung für alle, Gleichstellung der Geschlechter, Senkung der Kindersterblichkeit und Verbesserung der Müttergesundheit, Bekämpfung von Aids und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen - wurden bei einem Treffen der Staatengemeinschaft im September 2000 vereinbart. Bis 2015 soll danach unter anderem die Armut weltweit halbiert werden.

Der UN-Gipfel sei "wahrscheinlich eine der letzte Chancen" für konkrete Beschlüsse, um den Zielen näher zu kommen, mahnten Schneider und Zollitsch. Die Kirchen erinnern die reichen Ländern an ihre Verpflichtung, die staatliche Entwicklungshilfe durch zusätzliche Mittel auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Derzeit liege dieser Wert lediglich bei 0,3 Prozent. Deutschland nehme auf der Liste der Geberländer nur Rang 14 ein, heißt es.

Zugleich werden die Industrieländer aufgefordert, die beim Kopenhagener Klimagipfel zugesagten zusätzlichen 30 Milliarden US-Dollar jährlich für Emissionsminderung und Anpassungsmaßnahmen der Entwicklungsländer bereitzustellen.

Es seien durchaus messbare Erfolge zu verzeichnen, erkennen die Kirchen an. Genannt werden die Verringerung der Zahl der Armen in Asien und der verbesserte Zugang zu Trinkwasser in Entwicklungsländern. Auch bei der Bekämpfung von Malaria seien weltweit Fortschritte erzielt worden, die Zahl der HIV-Neuinfektionen sei zurückgegangen. Zugleich habe sich jedoch als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise das Ausmaß des Hungers vergrößert, schreiben Schneider und Zollitsch.

17. September 2010

Pressemitteilung und Wortlaut der ökumenischen Erklärung