Pfarrerverband fordert mehr kirchliches Engagement für Arme

400 Theologen aus Deutschland und Europa tagen in Rostock

Rostock (epd). Der Vorsitzende des deutschen Pfarrerverbandes, Klaus Weber, hat die Kirchengemeinden zu größerem Engagement für Arme aufgerufen. Alle Pfarrer sollten wenigstens ein Projekt anstoßen oder unterstützen, welches sich Menschen am Rande der Gemeinden zuwendet, sagte der bayerische Theologe am Montag in Rostock zur Eröffnung des 71. Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages.

Bis Mittwoch treffen sich in der Hansestadt 400 Theologen aus dem ganzen Bundesgebiet und Europa, um über soziale Probleme in der Gesellschaft und Herausforderungen für den eigenen Berufsstand zu beraten. Weber appellierte an die Landeskirchen, nicht "rigoros auf einen Stellenabbau" zu setzen, weil die Anforderungen an die Pfarrer immer weiter angestiegen seien.

Den vorliegenden Entwurf eines einheitlichen Pfarrerdienstgesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nannte er "einen richtigen und zukunftsweisenden Schritt für das weitere Zusammenwachsen der Kirchen". Notwendig wäre aber auch eine einheitliche Besoldung und Versorgung der Pfarrer in ganz Deutschland. Immer noch bewege sich beispielsweise der Bemessungssatz der Gehälter in den östlichen Kirchen bei etwa 88 Prozent der Westgehälter.

Nach Angaben des Präsidenten des EKD-Kirchenamtes, Hermann Barth, nimmt die Zahl der Theologiestudenten seit fünf Jahren kontinuierlich zu. Gegenwärtig gebe es um die 4.600 angehende Theologen. "Für Alarmismus anlässlich eines sich angeblich abzeichnenden 'dramatischen' Pfarrermangels" sehe er deshalb keinen Grund, sagte Barth. Zugleich räumte er ein, dass es Ende der 80er Jahre etwa 9.000 Theologiestudenten in Deutschland gab. Dies habe in den 90er Jahren zu erheblichen Anstellungsproblemen geführt, die zum Rückgang der Studierendenzahlen mit beitrugen.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, beklagte in einem Gastvortrag, dass die soziale Spaltung in Deutschland heute so groß wie nie zuvor sei. Spitzenverdiener erhielten Steuererleichterungen, im Hartz-IV-Bereich werde gekürzt, kritisierte er das Sparpaket der Bundesregierung. Zugleich kündigte er weitere Aktionen gegen das Sparpaket bis zum Jahresende an.

Zum Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag kommen alle zwei Jahre evangelische Geistliche aus Deutschland und den europäischen Partnerkirchen zusammen. Dem Verband Deutscher Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland gehören 22 Einzelvereine mit etwa 20.000 Theologen an.

21. September 2010

EKD-Pressemitteilung und Grußwort des Präsidenten des EKD-Kirchenamtes