EKD-Auslandsbischof: "Jede Hinrichtung ist eine zu viel!"

Hannover (epd). Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat die Forderung von Kirchen und Menschenrechtlern nach einem weltweiten Ende der Todesstrafe erneuert. "Jede Hinrichtung ist eine zu viel", erklärte Schindehütte am Freitag in Hannover anlässlich des Internationalen Aktionstages gegen die Todesstrafe am 10. Oktober.

Das in den fundamentalen Menschenrechten festgeschriebene Recht auf Leben und Würde stehe dem Instrument der Todesstrafe entgegen, fügte der EKD-Auslandsbischof hinzu. Das Recht auf Leben und Würde müsse nach christlicher Überzeugung schwerer wiegen als das Bedürfnis nach Vergeltung. Es sei endlich an der Zeit, dass der von den Vereinten Nationen 2007 verhängte Hinrichtungsstopp in ein weltweites Verbot der Todesstrafe münde und somit auch Straftäter menschenwürdig behandelt werden.

Amnesty International zufolge stehen jeden Tag "irgendwo auf dieser Welt Häftlinge vor ihrer Hinrichtung - Männer, Frauen, Jugendliche". In rund 100 Staaten sei die Todesstrafe noch immer Teil des Rechtssystems, erklärte die Organisation. Etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung lebten in Staaten, in denen Todesurteile gefällt werden. Die Zahl der jährlich verhängten und vollstreckten Todesstrafen gehe in die Tausende.

08. Oktober 2010


Weltweite Abschaffung der Todesstrafe gefordert

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Zum Aktionstag gegen die Todesstrafe am Sonntag haben Bundesregierung, Kirchenvertreter und Menschenrechtler einen weltweiten Stopp aller Hinrichtungen gefordert. "Der Kampf gegen Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe weltweit ist eines der wichtigsten Ziele deutscher Menschenrechtspolitik", sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), am Freitag in Berlin. Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, erklärte: "Jede Hinrichtung ist eine zu viel."

Das Engagement gegen die Todesstrafe lohne sich, betonte Löning. Mehr als zwei Drittel aller Staaten hätten die Todesstrafe abgeschafft oder ausgesetzt. "Allen anderen Staaten sagen wir deutlich: Mit der Todesstrafe werden keine Probleme gelöst", fügte er hinzu. Weder verhindere sie Verbrechen noch schaffe sie gesellschaftlichen Frieden.

EKD-Auslandsbischof Schindehütte sagte in Hannover, das in den fundamentalen Menschenrechten festgeschriebene Recht auf Leben und Würde stehe dem Instrument der Todesstrafe entgegen. Das Recht auf Leben und Würde müsse nach christlicher Überzeugung schwerer wiegen als das Bedürfnis nach Vergeltung.

Amnesty International kritisierte insbesondere die USA für das Festhalten an der Todesstrafe. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation wurden von 1977 bis heute in den Vereinigten Staaten mehr als 1.200 Menschen hingerichtet. Die USA seien neben Japan der einzige G-8-Staat, der die Todesstrafe anwende.

"In den USA entscheiden viele Faktoren, die oft nicht mit dem Verbrechen zu tun haben, ob ein Angeklagter zum Tode verurteilt wird oder eine andere Strafe bekommt", erklärte die USA-Expertin von Amnesty, Sumit Bhattacharyya. Die Todesstrafe in den USA werde weiterhin rassistisch und diskriminierend angewandt. Wenn Weiße zu Opfern von Verbrechen werden, würden die Angeklagten etwa dreimal so häufig zum Tod verurteilt als bei einem afroamerikanischen Mordopfer.

Im Jahr 2009 registrierte die Menschenrechtsorganisation mindestens 714 Hinrichtungen in 18 Ländern. Mehr als 2.000 Menschen wurden in 56 Ländern zum Tode verurteilt. Neben den USA zählen China, Iran, Irak und Saudi-Arabien zu den Ländern mit den meisten vollstreckten Todesurteilen.

08. Oktober 2010