Schneider für begrenzte Zulassung von Embryonen-Diagnostik

Berlin (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat sich für eine begrenzte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. Er habe viel Sympathie dafür, die PID zu erlauben, wenn die "stark begründete" Gefahr bestehe, dass die Eltern ihre Anlage zu schwersten Erbkrankheiten an ihr Kind weitergeben, sagte Schneider der "Welt" (Dienstagsausgabe).

"Natürlich besteht die Gefahr, dass jede gesetzliche Eingrenzung nach und nach ausgehöhlt wird, deshalb muss ein Gesetz in Sachen PID sehr sorgsam bedacht werden", betonte Schneider. Zuvor hatte sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, für ein Verbot der PID ausgesprochen.

Der Koalition steht eine Auseinandersetzung um die Embryonen-Diagnostik bevor. Die FDP fordert neue gesetzliche Regelungen für die Präimplantationsdiagnostik. Ziel ist, die Untersuchungsmethode, mit der kranke von gesunden Embryonen getrennt werden können, in Deutschland zuzulassen. Dazu strebt die FDP ein neues Reproduktionsgesetz an.

Den Informationen der "Welt" zufolge gehen Spitzenpolitiker der CDU offenbar nicht mehr davon aus, dass ein Verbot der PID durchzusetzen ist. Vielmehr sei Fraktionschef Volker Kauder (CDU) beauftragt worden, einen Kompromiss mit der FDP vorzubereiten. Die CDU tritt in ihrem Programm für ein Verbot der PID ein, die CSU gegen die Untersuchung und Auswahl von Embryonen.

Eine Neuregelung wird nötig, weil das Bundesverfassungsgericht im Sommer einen Arzt freisprach, der die PID mehrfach angewendet hatte, um Frauen genetisch gesunde Embryonen einzupflanzen. Die Richter urteilten, die Formulierungen im Embryonenschutzgesetz reichten nicht aus, um ein Verbot der PID in Deutschland abzuleiten.

Die Präimplantationsdiagnostik ist ein gentechnisches Analyseverfahren, das Paaren mit schweren Erbkrankheiten helfen kann, per künstlicher Befruchtung gesunden Nachwuchs zu bekommen. Die Embryonen werden auf genetische Schäden untersucht, bevor sie in die Gebärmutter eingepflanzt werden.

11. Oktober 2010

Das Interview im Wortlaut in der "Welt"