EKD-Ratsvorsitzender betont Einfluss der Reformation für Europa

Rom (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat den weltweiten Einfluss der Reformation auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hervorgehoben. Die von Martin Luther (1483-1546) in Gang gesetzte "Befreiung aus klerikaler Bevormundung" habe zur Entstehung demokratischer Strukturen in Europa und den USA beigetragen, sagte Schneider am Montag bei einem Studientag über Martin Luther in Rom. Für den Umgang mit religiöser und kultureller Vielfalt könnte sich Europa ein Vorbild an Regelungen nehmen, die das friedliche Zusammenlebens verschiedener Konfessionen in der Reformationszeit garantierten.

Schneider äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion über "Luther in Rom - 1510 - 2010". Veranstaltet wurde der Studientag anlässlich des 500. Jahrestages von Luthers Reise nach Rom. Weitere Teilnehmer waren der Dekan Holger Milkau von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien und der Waldenser-Theologe Paolo Ricca. In Rom soll eine Straße nach Luther benannt werden.

Schneider führte auch den hohen Stellenwert von Bildung im Protestantismus auf Impulse von Luther und der Reformation zurück. Die Mündigkeit jedes einzelnen Christen habe zur Wertschätzung von Bildung und Bildungsteilhabe geführt. Darstellungen von Luther als Anwalt des Obrigkeitsstaates hielt der Ratsvorsitzende entgegen, der Reformator sei besser als "Anwalt des leidenden Gehorsams" zu verstehen, der zu Widerstand gegen Unrecht in Kirche und Staat angeregt habe. Der Reformator hat Schneider zufolge die "Gewalt der Straße" immer abgelehnt. Friedlicher Protest sei jedoch nötig, auch wenn "es Unwillen erregt und Strafen nach sich zieht".

12. Oktober 2010