Experten diskutieren über Religion in der EU-Außenpolitik

Brüssel (epd). Religionsvertreter und Politiker haben bei einer Konferenz in Brüssel die Bedeutung der Religionen für die EU-Außenpolitik hervorgehoben. Der im Lissabon-Vertrag verankerte Dialog zwischen der EU und den Religionsgemeinschaften müsse auch für die auswärtige Politik in die Praxis umgesetzt werden, sagte der reformierte Bischof und Vizepräsident des Europäischen Parlaments, László Tökés, am Montagabend im Europäischen Parlament.

Für die EU-Repräsentantin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Hatzinger, muss das Verständnis von Religionen und ihrer Bedeutung in den Partnerländern Bestandteil der EU-Außenpolitik sein. "Religion ist weltweit ein prägender Faktor von Gesellschaften. Sie stabilisiert, kann aber auch ein verschärfendes Element in Krisen und Konflikten sein", betonte Hatzinger. Sie hofft, dass Expertise über religiöse Zusammenhänge und der Schutz der Religionsfreiheit einen angemessenen Platz im institutionellen Aufbau der EU-Außenpolitik bekommen.

Der EU-Abgeordnete Otmar Karas erinnerte an die Bedeutung der Grundrechtecharta, deren Werte die Europäische Union auch in der Außenpolitik binden sollten. Gerade der Schutz der Religionsfreiheit müsse Teil der politischen Strategie sein, sagte Karas. "Gleichbehandlung und die freie Ausübung der Religion gehören zusammen. Sie müssen bei allen Gesprächen auf die Agenda gesetzt werden."

Der Politikwissenschaftler Adbul-Monem al-Mashat von der Universität Kairo, begrüßte die Bemühungen in der europäischen auswärtigen Politik. Allerdings mahnte er, Religionsfreiheit könne von politischer Freiheit nicht getrennt werden. Fundamentalismus und Intoleranz würden durch religiöse, politische und soziale Faktoren beeinflusst. "Freiheit braucht Bürgersinn und der muss durch Bildung geschaffen werden", sagte Al-Mashat.

Die Konferenz ist Teil der Seminarreihe "Islam, Christentum und Europa". Sie wurde von der EKD in Zusammenarbeit mit der Kommission der EU-Bischofskonferenzen (COMECE) und der Konrad-Adenauer Stiftung (KAS) veranstaltet.

12. Oktober 2010