Zwei neue deutsche Kardinäle

Papst befördert Erzbischof Marx und Vatikan-"Chefhistoriker" Brandmüller

Rom (epd). Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx (57), erhält die Kardinalswürde. Papst Benedikt XVI. will am 20. November bei einem Konsistorium im Vatikan insgesamt 24 neue Mitglieder in das höchste Kuriengremium aufnehmen, darunter als weiteren Deutschen den langjährigen Vatikan-"Chefhistoriker" Walter Brandmüller (81). Aufgabe der Kardinäle sei es, den Papst bei der Erfüllung seiner Aufgaben zu unterstützen, erklärte Benedikt bei der Generalaudienz am Mittwoch in Rom. Marx bezeichnete seine Berufung als "große Ehre". Seine Ernennung stieß in Deutschland auf breite Zustimmung.

Neben Marx und Brandmüller, dem emeritierten Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Geschichtswissenschaft, will Papst Benedikt als weiteren deutschsprachigen Theologen den neuen Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrats, den ehemaligen Baseler Bischof Kurt Koch, in die Kardinalswürde erheben. Die Liste der Namen spiegele die "Universalität der Kirche" betonte Benedikt bei der Ankündigung des Konsistoriums.

Marx erklärte zu seiner Berufung, damit unterstreiche Benedikt seine Verbundenheit mit seinem Heimatbistum, dem er selber fast fünf Jahre vorgestanden hat. Alle Erzbischöfe von München und Freising wurden seit 1914 mit der Kardinalswürde ausgezeichnet.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bezeichnete die Ernennung von Marx als "Tag der Freude, der Ehre und des Stolzes für ganz Bayern". Seehofer gratulierte auch Brandmüller, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Augsburg. Zusammen mit Kardinal Friedrich Wetter, dem früheren Erzbischof von München und Freising, kämen dann drei von acht deutschen Kardinälen aus Bayern, betonte Seehofer. "Ich freue mich, dass das Kardinalskollegium noch einmal ein Stück bayerischer geworden ist."

Auch beide großen Kirchen in Deutschland gratulierten Marx zur Kardinalswürde. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte: "Dein vielfältiges Wirken als Weihbischof in Paderborn, als Bischof von Trier und nun als Erzbischof von München und Freising wird damit in besonderer Weise gewürdigt."

Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, äußerte in Hannover den Wunsch, weiter "gemeinsam mit Ihnen und Ihren Amtsbrüdern in guter ökumenischer Gemeinsamkeit zu wirken, um gemeinsam Zeugen zu sein für die Wahrheit des christlichen Gottes in einer säkularen Welt." Die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Kirchen seien größer als die Unterschiede, fügte Schneider hinzu.

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, würdigte den "unermüdlichen Einsatz" von Marx im Sinne der katholischen Soziallehre. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München), dankte Marx für sein "brüderliches ökumenisches Verhalten".

Aus der vatikanischen Kurie werden ferner die Präsidenten der Päpstlichen Räte für Kultur und Wohlfahrt "Cor Unum", Gianfranco Ravasi und Robert Sarah, sowie der Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Angelo Amato, in das Gremium aufgenommen, das den Papst wählt. Benedikt will die Kardinalswürde ferner den Chefs der vatikanischen Gerichtshöfe der Apostolischen Signatur und der Apostolischen Pönitentiarie, Raymond Leo Burke und Fortunato Baldelli, verleihen.

Auf der Liste der neuen Purpurträger stehen ferner die Erzbischöfe wichtiger Städte wie Washington, Kinshasa und Colombo. Der ehemalige vatikanische "Chefhistoriker" Brandmüller erhält ebenso wie drei weitere Geistliche ehrenhalber den Kardinalsring, da er die Altergrenze von achtzig Jahren für die Beteiligung an einem Konklave zur Wahl eines neuen Papstes bereits überschritten hat.

Insgesamt zehn der neuen 24 Purpurträger stammen aus Italien. Seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren weihte Benedikt im Rahmen von zwei Konsistorien bislang 38 Kardinäle, von denen 30 zur Teilnahme am Konklave berechtigt waren.

20. Oktober 2010