Kirche distanziert sich von Parteinahmen zu "Stuttgart 21"

Stuttgart (epd). Die Evangelische Landeskirche in Württemberg bleibt im Blick auf das umstrittene Bahnprojekt "Stuttgart 21" bei ihrer Linie, sich weder auf die Seite der Befürworter noch auf die der Gegner zu schlagen. Pressesprecher Christian Tsalos sagte dem epd am Donnerstag, wenn einzelne evangelische Pfarrer sich für oder gegen "Stuttgart 21" engagierten, dann äußerten sie sich als Privatbürger und nicht im Namen der Kirche. "Landesbischof Frank Otfried July rügt jegliche Äußerung, die den Konflikt befeuern kann und nicht zur Befriedung beiträgt", sagte Tsalos.

Bei den Schlichtungsgesprächen unter Leitung des früheren CDU-Politikers Heiner Geißler an diesem Freitag in Stuttgart wird aufseiten der Projektbefürworter der evangelische Pfarrer Johannes Bräuchle mitverhandeln. Von 1999 bis 2005 gehörte der Theologe dem Stuttgarter Stadtrat an und brachte dort als Mitglied der CDU-Fraktion "Stuttgart 21" mit auf den Weg. Als die Demonstrationen gegen das Projekt anwuchsen, startete er eine Initiative für das Projekt, bei dem der Stuttgarter Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof verwandelt werden soll.

Bei den Gegnern profiliert sich die evangelische Pfarrerin Guntrun Müller-Ensslin, die auf Veranstaltungen aufgetreten ist und ihre Rede gegen das Projekt auch im Internet dokumentiert hat. Auch hat es eine von evangelischen Pfarrern unterzeichnete Anzeige gegen "Stuttgart 21" in einer Stuttgarter Zeitung gegeben.

Nach Angaben des Kirchensprechers ziehen profilierte Aussagen von Pfarrern zu "Stuttgart 21" jedes Mal Protestbriefe der jeweils anderen Seite an die Kirchenleitung nach sich. Diese stehe allerdings weder aufseiten der Gegner noch aufseiten der Befürworter, sie wolle vielmehr beide Parteien miteinander in ein versöhnliches Gespräch bringen.

22. Oktober 2010