Bischof Ulrich: Reformation immer noch revolutionär

Schleswig (epd). Die von Martin Luther ausgelöste Reformation hat nach Ansicht des Schleswiger Bischofs Gerhard Ulrich nichts von ihrer revolutionären Bedeutung für die Gesellschaft eingebüßt. Luther (1483-1546) habe die Freiheit des Denkens in die Wissenschaft, in das Staatswesen und in die Kirche gebracht, sagte der Vorsitzende der nordelbischen evangelischen Kirchenleitung in einem epd-Gespräch.

Ulrich erinnerte an den Kern reformatorischen Denkens. "Freiheit und Verantwortung für mich selbst und für die Gemeinschaft, in der ich lebe, gilt es zusammenzuhalten", sagte er. Das eine sei nicht ohne das andere zu haben. Ulrich: "Und es ist an uns, das immer wieder neu im persönlichen und öffentlichen Leben einzuüben und zu bewähren." Bei Luther heißt dies: "Den Glauben ins Leben ziehen." Darum gehe es auch am Reformationstag 2010 am Sonntag (31. Oktober), betonte der Bischof.

Ulrich erinnerte weiter daran, dass der Mönch Martin Luther keine neue Kirche gründen, sondern die Kirche seiner Zeit erneuern wollte. Luthers grundlegende Erkenntnis sei gewesen: "Kein Mensch und keine Kirche kann mir vorschreiben, was ich zu glauben habe. Gott spricht selbst zu jedem von uns. Jeder Mensch ist frei - und so gleichsam unmittelbar vor Gott." Deshalb, so Ulrich, müsse die Kirche eine Institution der Freiheit sein, "und eben keine des religiösen Zwangs".

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch Martin Luther und die Entstehung der evangelischen Kirche vor fast 500 Jahren. Ob Luther seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 tatsächlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, ist historisch nicht gesichert. Die öffentliche Wirkung, die von der Anprangerung kirchlicher Missstände wie dem Ablasshandel ausging, ist jedoch unumstritten

29. Oktober 2010


Bischof zu Halloween: "Kürbis niedriger hängen"

Kassel (epd). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, hat mit Gelassenheit auf die Halloween-Events reagiert, die zeitgleich zum protestantischen Reformationstag stattfinden.

Bei dem aus den USA importierten Brauch gehe es vor allen Dingen um Vergnügen, heißt es in einem Beitrag Heins für die Fuldaer Zeitung (Freitagsausgabe). Es sei daher nicht zu befürchten, dass ein "keltisches Neuheidentum" in Deutschland Terrain gewinne. Man solle, so Hein, "den Kürbis niedriger hängen".

Allerdings sei es schon bedenklich, wenn Kinder und Jugendliche den 31. Oktober und den 1. November mit Halloween und nicht mehr mit dem Reformationstag oder Allerheiligen verbänden, räumte Hein ein. Hier seien Kirchen, Eltern Kindergärten und Schulen gefordert, die Dinge gerade zu rücken.

In vielen evangelischen Gemeinden werde aber der Reformationstag als Besinnung auf die Wurzeln des Glaubens wieder entdeckt, freute er sich. Und auch die katholischen Christen erinnerten sich an die Heiligen, die Vorbilder für ihren Glauben seien.

29. Oktober 2010