Göring-Eckardt fordert Abkehr vom Wachstumsdenken

Wuppertal (epd). Die Präses der EKD-Synode und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt fordert eine Neuorientierung der Gesellschaft. Statt Wachstums- und Konsumstreben müssten Vertrauen und Solidarität bestimmend werden, sagte sie am Montag in Wuppertal in einer Rede über Maßstäbe christlichen Handelns. Für Christen müsse Gerechtigkeit die treibende Kraft für Veränderung sein: "Sie ist die Idee und die Verheißung einer besseren Ordnung der menschlichen Gesellschaft."

Göring-Eckardt beklagte einen Verlust von Maßstäben, viele Werte seien zur Ware verkommen. Der "homo oeconomicus" orientiere sich allein an seinem eigenen Vorteil, sagte die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) laut Redetext. Doch der Maßstab Wirtschaftswachstum sage nichts darüber aus, wie lebenswert eine Gesellschaft sei.

"In der Ausrichtung auf Gott und den Nächsten liegt heilsame Befreiung", betonte die Bundestags-Vizepräsidentin. "Wir werden Gott nicht finden in der ängstlichen Verteidigung unseres Luxus, unserer Lebensweise auf Kosten anderer." Zum Umdenken angesichts existenzieller Herausforderungen wie der Klimakrise kann die Kirche nach Göring-Eckardts Worten einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie biete Orientierungswissen und sei unverzichtbar beim Formulieren ethischer Maßstäbe.

Beim Klimaschutz sollte die Kirche Vorreiterin sein, forderte die Präses der EKD-Synode, des Kirchenparlaments. Dies könne etwa durch massives Energiesparen geschehen. Auch fairer Handel sei wichtig: "Wir sollten Geld nur noch für Dinge ausgeben, die ökologisch und nachhaltig produziert, verantwortlich transportiert und fair gehandelt sind."

Scharfe Kritik äußerte Göring-Eckardt an der vom Bundestag beschlossenen Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Sie verwies unter anderem auf das ungelöste Probleme der Endlagerung von Atommüll. Wirksamen Klimaschutz gebe es "nicht mit Atomkraft, sondern nur mit dem Ausbau der Erneuerbaren bei Strom, Wärme und Verkehr, Energieeinsparung und Energieeffizienz". Die EKD habe sich bereits auf ihrer Synode in Bremen 2008 für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen und werde dies "sicherlich auf der anstehenden Synode in Hannover diese Woche bekräftigen".

Göring-Eckardt sprach auf einer Jubiläumsveranstaltung der Hochschule für Kirche und Diakonie Wuppertal/Bethel. Gefeiert wurden 75 Jahre Kirchliche Hochschule (KiHo) Wuppertal und 105 Jahre KiHo Bethel. Die Hochschulen von rheinischer und westfälischer Kirche waren 2007 zusammengeführt worden. Seither werden in Wuppertal angehende Pfarrer ausgebildet, während am Standort Bielefeld-Bethel Führungskräfte für diakonische Einrichtungen geschult werden.

02. November 2010

Der Vortrag im Wortlaut