Bericht des EKD-Ratsvorsitzenden: „Geheiligt werde dein Name“

EKD-Ratsvorsitzender: Lobby der grenzenlosen Ladenöffnung schläft nicht

Hannover (epd). Im andauernden Streit über den Sonntagsschutz hat der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, zu Wachsamkeit aufgerufen. Die Lobby der grenzenlosen Ladenöffnung schlafe nicht, sagte der rheinische Präses am Sonntag vor der EKD-Synode in Hannover. "Jetzt werden die Spielräume ausgetestet", warnte Schneider.

Deshalb müsse frühzeitig gegen Versuche angegangen werden, die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Ladenöffnung zu unterlaufen, sagte der rheinische Präses laut vorab veröffentlichtem Manuskript. Er bezeichnete die Karlsruher Entscheidung vom Dezember 2009 als Meilenstein für das Bestreben, die prinzipielle Arbeitsruhe am Sonntag als gesellschaftliche Regel wieder fester zu verankern. Das Verfassungsgericht hatte die Öffnung von Einzelhandelsgeschäften in Berlin an allen Adventssonntagen untersagt. Die Berliner Regelung von 2006 verletze das Recht auf Religionsfreiheit und verstoße gegen den Sonntagsschutz des Grundgesetzes, entschied das höchste deutsche Gericht auf Klage der Kirchen.

Schneider erinnerte an das biblische Gebot der Feiertagsheiligung. Dabei gehe es um eine "heilsame Unterbrechung" der täglichen Arbeit. Die Existenz des Sonntags mache deutlich, dass der Mensch sich nicht allein über Arbeit definiere. Die Unterbrechung des Alltags verliere jedoch ihre gesellschaftliche Prägekraft, wenn sie vereinzelt und nicht in Gemeinschaft geschehe, gab der Präses zu bedenken.

Schneider übt das Amt an der Spitze der EKD seit dem Rücktritt von Margot Käßmann im Februar amtierend aus. Auf der EKD-Synode kandidiert der 63-Jährige für eine fünfjährige Amtszeit. Die Wahl ist für Dienstag geplant.

07. November 2010


Präses Schneider für neue ethische Diskussion über PID

Hannover (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider spricht sich für eine neue Debatte über die Präimplantationsdiagnostik (PID) in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus. Im Interesse von Eltern, die an schweren Erbkrankheiten leiden, sollte die ethische Diskussion neu aufgenommen werden, sagte Schneider am Sonntag zum Auftakt der EKD-Synode in Hannover. Bislang hatte sich der Rat der EKD strikt für ein Verbot der PID ausgesprochen.

Schneider sagte laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript, es sei zu kurz geschlossen, "wenn mit absoluter Gewissheit postuliert wird: Geburtenverhütung, pränatale Diagnostik, künstliche Befruchtung und die Präimplantationsdiagnostik (PID) pfuschen Gott ins Handwerk und negieren das Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer". Der rheinische Präses betonte, er empfinde Sympathie für Eltern, die die PID als Hilfe ansehen. Ihm sei allerdings bewusst, wie schwer es wäre, Grenzen der PID festzuschreiben und in der Praxis durchzuhalten.

Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib gentechnisch untersucht. Die Diagnostik soll eine Selektion von Embryonen und damit zuvorderst die Weitergabe genetischer Erbkrankheiten verhindern. Mit ihr können aber auch das Geschlecht und weitere Merkmale von Embryonen bestimmt werden. Eine Neuregelung steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli das bisherige Verbot gekippt hatte. Die Regierungskoalition strebt deshalb eine Gesetzesinitiative an.

Der amtierende Ratsvorsitzende Schneider hatte Mitte Oktober in einem Zeitungsinterview gesagt, er habe "viel Sympathie" für das Bestreben, die PID unter eng gefassten Bedingungen zuzulassen. Diese Äußerung hatte in der EKD zu Irritationen geführt, da sie als Abkehr von der Beschlusslage gewertet worden war.

In seinem Ratsbericht zur Eröffnung der Synode am Sonntag in Hannover betonte Schneider: "Es kann und darf in allen Überlegungen nicht darum gehen, kranken und behinderten Menschen ihre Menschenwürde oder ihr Lebensrecht abzusprechen." Auch das behinderte Leben habe eine Gottesbeziehung: "Wir haben sie demütig zu achten und zu respektieren."

07. November 2010


Schneider zu Missbrauch: "Wir sind beschämt und entsetzt"

Hannover (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat sexuellen Missbrauch in evangelischen Einrichtungen bedauert. "Wir sind beschämt und entsetzt", sagte er vor der EKD-Synode am Sonntag in Hannover. Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen sei eine "verabscheuungswürdige Tat", zitierte der rheinische Präses aus den Leitlinien der katholischen Bischöfe.

Die evangelische Kirche habe Konsequenzen gezogen, machte Schneider laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript deutlich. Dazu gehörten vorrangige Aufmerksamkeit für die Opfer, keine Toleranz gegenüber den Tätern und vorbehaltlose Kooperation mit der Justiz. Aufklärung und Stärkung der Kinder und Jugendlichen sowie die Personalauswahl und Ausbildung von Betreuern nannte er als wichtige Präventionsmaßnahmen.

In seinem Ratsbericht ging Schneider auch auf die Missstände in Kinderheimen in den 50er und 60er Jahren ein. Das Schicksal der Heimkinder sei auf weite Strecken ein trauriges Kapitel der Nachkriegsgeschichte. "Die christliche Einsicht in die Freiheit und Würde jedes einzelnen Menschen und der Anspruch, anvertraute Kinder nach christlichen Maßstäben zu erziehen, hätten Missständen in Heimen der Diakonie entgegenwirken müssen", sagte der Ratsvorsitzende. Er fügte hinzu: "Wir beklagen und bedauern dieses Versagen zutiefst."

Die Misshandlungen vieler Heimkinder sei nicht individuellen Übergriffen zuzuschreiben, sondern durch ein Erziehungssystem bedingt gewesen, argumentierte der evangelische Theologe. Deshalb sei es geboten, über eine Geste finanzieller Hilfe zur Bewältigung seelischer Verletzungen nachzudenken.

07. November 2010


Präses Schneider warnt vor Herabwürdigung von Zuwanderern

Hannover (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, kritisiert herabwürdigende Äußerungen in der Integrationsdebatte. Zuwanderer als wenig intelligent, ökonomisch unproduktiv, integrationsunwillig und nicht anpassungsbereit darzustellen, stigmatisiere in gefährlicher Weise einen Teil der Bevölkerung, sagte Schneider am Sonntag vor der EKD-Synode in Hannover.

"Die Einwanderungsgesellschaft ist Alltag und Normalität in Deutschland. Sie zu gestalten, braucht keine Scharfmacher, sondern verdient eine klare Analyse, Geduld, Pragmatismus und Kreativität", sagte Schneider laut vorab veröffentlichtem Redetext.

Der rheinische Präses lobte Bundespräsident Christian Wulff, der bei der Eröffnung der Tagung des Kirchenparlaments zu Gast war, für dessen Äußerungen zum Islam. "Die Aussage, dass der Islam zu Deutschland gehört, ist wie eine ausgestreckte Hand", sagte Schneider. Sie lade Muslime dazu ein, sich in das gesellschaftliche Leben einzubringen.

07. November 2010

Der mündliche Ratsbericht

Der schriftliche Ratsbericht