Nikolaus Schneider: Zuwanderer sollten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen

Düsseldorf (epd). Der neue EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hält es für ein Zeichen gelungener Integration, wenn die Muslime in Deutschland gesamtgesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dazu müssten aber neben dem Wahlrecht zahlreiche weitere Aspekte berücksichtigt werden, sagte der rheinische Präses Schneider zum Abschluss des Johannes-Rau-Kolloquiums am Montagabend in Düsseldorf. Die Veranstaltung der rheinischen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschäftigte sich mit dem Thema "Toleranz ist nicht Beliebigkeit - Wie kann unsere Gesellschaft zusammengehalten werden?".

In der Diskussion unterstrich der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, dass Integration nur über Teilhabe und Gleichberechtigung zu erreichen sei. Gleichzeitig setzte er sich dafür ein, evangelische Einrichtungen für nicht-christliche Mitarbeiter zu öffnen. Als Beispiel nannte Jung Kindergärten mit einem hohen Migrantenanteil.

In der Diskussion erinnerte der Frankfurter Philosophie-Professor Rainer Forst an die wechselhafte Geschichte des Toleranz-Begriffs. Er plädierte dafür, Toleranz nicht als bloße Duldung anderer Positionen zu verstehen. Vielmehr sei Toleranz im demokratischen Sinne durch den Respekt geprägt, den sich gleichberechtigte Bürger entgegenbringen.

Der nordrhein-westfälische Sozialminister Guntram Schneider (SPD) wies vor diesem Hintergrund darauf hin, dass die Integrationsfrage in Deutschland vor allem ein soziales und kein religiöses Problem sei. Lösungsversuche müssten hier ansetzen.

Das Johannes-Rau-Kolloquium fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Mit der Diskussionsreihe soll nach Angaben der rheinischen Landeskirche das Lebenswerk des 2006 verstorbenen früheren Bundespräsidenten und ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten gewürdigt werden.

16. November 2010