Abschiedsgottesdienst für Maria Jepsen in Hamburg

Hamburg (epd). Die Nordelbische Kirche wird am Freitag Hamburgs ehemalige Bischöfin Maria Jepsen offiziell verabschieden. Die Altbischöfin predigt am Abend in der Hamburger St. Georgskirche am Hauptbahnhof, wie die kirchliche Pressestelle am Mittwoch mitteilte. Erwartet werden mehrere hundert Besucher, darunter zahlreiche Spitzenvertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft.

Jepsen war Mitte Juli zurückgetreten. Ihr war vorgeworfen worden, einem Fall von sexuellem Missbrauch in einer Gemeinde in Ahrensburg nicht entschieden genug nachgegangen zu sein. Die 65-Jährige will künftig als nordelbische Beauftragte den ökumenischen Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche in St. Petersburg fortführen, wie sie dem epd sagte.

Zum Abschiedsgottesdienst erwartet werden unter anderem Hamburgs Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt (CDU), Vertreter des Senats der Hansestadt, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, der russisch-orthodoxe Erzbischof Feofan aus Berlin und Munib Younan, der Präsident des Lutherischen Weltbundes.

17. November 2010


Maria Jepsen: Rücktritt war ein "konsequenter Schlusspunkt"

Hamburg (epd). Vier Monate nach ihrem Rücktritt Mitte Juli findet Hamburgs ehemalige Bischöfin Maria Jepsen versöhnliche Worte. "Meine 18 Amtsjahre als Bischöfin waren gut, und der Rücktritt war ein konsequenter Schlusspunkt", sagte die 65-Jährige in einem epd-Gespräch in Husum. Am Freitag findet ein Abschiedsgottesdienst für Jepsen in der Hamburger St. Georgskirche am Hauptbahnhof statt.

Als ihr im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in einer Gemeinde in Ahrensburg Untätigkeit unterstellt wurde, habe sie nicht anders handeln können: "Ich selbst hätte es vielleicht durchgestanden, aber ich wollte Schaden vom Bischofsamt und von der Kirche abwenden", sagte sie. Und die über Jahre traumatisierten Opfer hätten "ein deutliches, öffentlich sichtbares Zeichen gebraucht".

Mittlerweile wohnt die Altbischöfin mit ihrem Ehemann Peter in einer Siedlung am Stadtrand von Husum in Nordfriesland. Der Abschied aus Hamburg sei ihr schwergefallen: "Ich vermisse die vielen Begegnungen mit Menschen auf kurzen Wegen in der Stadt", sagte Jepsen, die in ihrer Amtszeit häufig zu Fuß unterwegs war.

Kirchlich aktiv bleiben will die Altbischöfin im ökumenischen Dialog mit St. Petersburg und der russisch-orthodoxen Kirche. "Diese langjährig gewachsenen Beziehungen müssen aufrecht erhalten werden", sagte Jepsen. Es gebe in ganz Nordelbien niemanden in kirchenleitender Ebene, der außer ihr dafür infrage komme: "Damit bin ich jetzt offiziell beauftragt."

Künftig möchte Maria Jepsen, die 1992 die erste evangelisch-lutherische Bischöfin der Welt wurde, wieder mehr theologische Studien betreiben. Sie will ihre Hebräisch-Kenntnisse vertiefen und "all die Bücher lesen, die ich zuletzt im Urlaub nicht geschafft habe". Davon gebe es genug.

Das Wort Langeweile sei ein Fremdwort für sie. "18 Jahre lang hatte ich einen prall gefüllten Terminkalender. Manche meinen, dass man danach eine Art Leere empfinden müsse - das kann ich nicht bestätigen." Eine Biografie schreiben will sie indes nicht.

17. November 2010