EKD-Ratsvorsitzender Schneider wirbt für europäischen Islam

Trier (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die Muslime in Deutschland zum Aufbau eines europäischen, akademischen und dem Grundgesetz verpflichteten Islam ermutigt. "Die Basis unserer Verfassung ist nicht verhandelbar", sagte Schneider, der auch Präses der rheinischen Landeskirche ist, am Mittwochabend bei einer Diskussion über die Grenzen der Religionsfreiheit in Trier. Gleichzeitig erneuerte der Theologe seine Forderung an die islamische Gemeinschaft in Deutschland, mehr gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. "Ich wünsche mir durchaus muslimische Kindergärten, die dann aber allen offenstehen", sagte Schneider.

Der katholische Bischof von Trier, Stephan Ackermann, sprach sich für einen "lebendigen und fairen Wettstreit der Religionen" aus. "Dort, wo Religionsfreiheit dazu in Anspruch genommen wird, um andere Religionen zu diffamieren, ist die Grenze der Religionsfreiheit erreicht", sagte er. In der Debatte um die Mohammed-Karikaturen wurde Ackermann zufolge versucht, die Meinungsfreiheit gegen die Religionsfreiheit auszuspielen. Die Gesellschaft brauche Überzeugungen und Werte, die aber nicht verordnet werden könnten. "Die Religionen sind hier wichtige Ressourcen", betonte der Bischof.

Der jüdische Rabbiner Gérald Rosenfeld aus dem französischen Thionville wies darauf hin, dass das Judentum auch in Deutschland in seiner Religionsfreiheit bedroht sei. Es gebe keine jüdische Gemeinde ohne Sicherheitsschleusen, sagte Rosenfeld. Der Rabbiner begrüßte die Ausbildung jüdischer Rabbiner in Deutschland und würdigte den jüdisch-christlichen Dialog: "Da wird eine wichtige Arbeit geleistet", sagte er.

An dem Gespräch, zu dem das Ökumenische Institut für interreligiösen Dialog an der Universität Trier eingeladen hatte, nahmen Vertreter von Juden, Bahai sowie katholischer und evangelischer Kirche teil. Ein muslimischer Vertreter hatte kurzfristig abgesagt.

18. November 2010