Generalsekretär: Reformation gehört nicht allein den Lutheranern

Hannover (epd). Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, hat dafür geworben, das Reformationsjubiläum 2017 in ökumenischer Offenheit vorzubereiten und zu feiern. Die Reformation habe zwar 1517 in Deutschland ihren Anfang genommen, aber heute gehöre sie der Welt, sagte der chilenische Theologe am Donnerstag in Hannover. Martin Luther (1483-1546) sei der zentrale Akteur der Reformation gewesen, dennoch gehöre die Reformation nicht allein den Lutheranern. Beim Rückblick auf 500 Jahre Reformation dürfe die globale Weite und ökumenische Dimension nicht zu kurz kommen.

Vom Lutherischen Weltbund und dem Vatikan werde ein gemeinsamer Text zum Reformationsjubiläum vorbereitet, sagte Junge, der seit Anfang November Generalsekretär der lutherischen Dachorganisation ist. Thema darin könnte nach seinen Worten die Erneuerung der Kirche sein. Der Generalsekretär wird Mitte Dezember zu Gesprächen mit dem Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, nach Rom reisen. Als weitere Themen für den Dialog der Lutheraner mit der römisch-katholischen Kirche nannte er die Taufe, das gemeinsame Abendmahl für konfessionsverbindende Ehen sowie das Studium der 95 Thesen, mit denen Luther 1517 die Reformation auslöste.

Junge warb weiter dafür, im Hinblick auf die Reformationsjubiläum einen selbstkritischen Rückblick zu wagen. Auch dieses Erinenrn an problematische Aspekte gehöre zur Feier des Reformationsgedenkens in ökumenischer Verantwortung. Der Zusammenschluss von 145 lutherischen Kirchen weltweit werde ab 2015 an verschiedenen Orten auf das Jubiläum vorbereiten. Wittenberg, wo ein Luthergarten mit 500 Bäumen entsteht, werde dabei eine wichtige Rolle spielen. Die nächste Vollversammlung wird Junge zufolge ebenfalls 2017 stattfinden. Ein Ort stehe noch nicht fest, es spreche aber nach der bisherigen Praxis viel für ein afrikanisches Land.

Bei dem Reformationsjubiläum sollte nicht die Macht von Institutionen im Mittelpunkt stehen, sondern die Zuwendung Gottes zu uns Menschen, "gerade zu denen, die es am meisten brauchen", sagte der Generalsekretär weiter. In den vergangenen Jahrzehnten sei weltweit ein nie gekanntes Maß an Ungleichheit entstanden. Große Rettungsschirme würden für das kollabierende Finanzsystem aufgespannt, aber nicht für die Hungernden und Opfer des Klimawandels.

03. Dezember 2010