Brüsseler EKD-Vertreterin fordert von Bundesregierung Bekenntnis zu Europa

Brüssel (epd). Die Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Europäischen Union hat von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis zu Europa gefordert. Mit ihrem Zick-Zack-Kurs bei der Euro-Rettung habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Vertrauen der Bürger in das Projekt der europäischen Einigung leichtfertig aufs Spiel gesetzt, sagte Katrin Hatzinger im epd-Gespräch.

Natürlich brauche Europa klare Regeln, um den Euro stabil zu halten. Dementsprechend müssten Wirtschafts- und Finanzpolitik stärker verzahnt werden, so die EKD-Repräsentantin. Allerdings müsse Deutschland nicht zuletzt seiner historischen Verantwortung gerecht werden:"Es darf keinen Zweifel an der pro-europäischen Haltung der Bundesregierung geben."

"Es gibt keine Alternative zu Europa", sagte Hatzinger. Es sei kontraproduktiv, von politischer Seite das Europa-Projekt in Frage zu stellen, sobald die Gemeinschaftswährung wackelt. Man sollte vielmehr aus den Fehlern lernen. Die europäische Einigung sei ein Prozess der kleinen Schritte. Rückschläge habe es in der Geschichte der europäischen Integration immer gegeben, so Hatzinger.

Gerade in Zeiten, wenn die EU-Berichterstattung von der Wirtschafts- und Eurokrise dominiert werde, hätten die Kirchen die Aufgabe, für Europa zu werben. "Die Errungenschaften durch die Union fallen leicht unter den Tisch", sagte Hatzinger. Sie verwies dabei auf das EU-Ziel, die Zahl der armen Menschen in den Mitgliedsstaaten bis 2020 um 20 Millionen zu verringern. Europa brauche den Zuspruch der Kirchen, so Hatzinger.

2011 will sich das Brüsseler EKD-Büro dafür einsetzen, "evangelische Kräfte" zu bündeln. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej) wird das Engagement in der europäischen Jugendpolitik verstärkt. Gemeinsam mit dem Diakonischen Werk wird die EKD außerdem eine Stelle zur EU-Förderberatung gründen, die kirchlichen und diakonischen Einrichtungen helfen soll, EU-Gelder zu beantragen.

03. Januar 2011