Um Dialog bemüht - Weltkirchenrat will Beziehungen zwischen den Religionen verbessern

Genf/Frankfurt a.M. (epd). Die Veränderungen in der ökumenischen Landschaft und die Beziehungen zwischen den Religionen haben bislang die Debatten der Zentralausschuss-Tagung des Weltkirchenrates in Genf bestimmt. Eng damit verknüpft sind die andauernden Reformprozesse in den Leitungsstrukturen des Ökumenischen Rates der Kirchen. Die am Mittwoch eröffnete Tagung des rund 150 Mitglieder umfassenden Leitungsgremiums geht am Dienstag nächster Woche zu Ende.

Dem Weltkirchenrat gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit rund 560 Millionen Christen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch seit Ende der 1960er Jahre in wichtigen Gremien wie der "Kommission für Glauben und Kirchenverfassung" mit.

Der evangelische Auslandsbischof Martin Schindehütte, der zu den sechs deutschen Delegierten gehört, sagte dem epd, im Dialog der Religionen werde dem Weltkirchenrat eine größere Rolle zukommen. Auch seien die Kirchen gefordert, die Probleme bedrängter Christen öffentlich zu machen, auf ihren Schutz und die Achtung der religiösen Rechte durch Staaten und internationale politische Organisationen hinzuwirken.

So warben mehrere hochrangige Kirchenvertreter aus dem Irak in Genf dafür, eine Atmosphäre der Sicherheit für alle irakischen Bürger zu schaffen. "Ungeachtet aller Schwierigkeiten haben wir noch immer Hoffnung, denn wir sind Christen, und wir lieben unser Land", sagte Erzbischof Mar Georgis Sliwa, Metropolit der irakischen Diözese der Apostolischen Assyrischen Kirche. Vordringlich müsse der Staat in die Lage versetzt werden, die Rechte und die Sicherheit der Bevölkerung zu schützen, unabhängig von Religionszugehörigkeit und ethnischer Herkunft.

Im Irak verzeichneten alle christlichen Gemeinden einen Mitgliederrückgang, sagte Erzbischof Avak Asadourian von der Armenisch-Orthodoxen Kirche. Wenn sich dieser Trend fortsetze, seien die Kirchen in Gefahr. Angesichts der großen wirtschaftlichen Not reiche die diakonische Hilfe für die Bedürftigen nicht aus, sagte der irakische Erzbischof.

Für eine Intensivierung des interreligiösen Kontakte sprach sich der kurhessische Bischof Martin Hein aus. Die Erfahrungen damit seien allerdings regional unterschiedlich. Für die deutsche Situation dürfe über dem christlich-islamischen Dialog nicht vergessen werden, dass es seit fünf Jahrzehnten Begegnungen der christlichen Kirchen mit dem Judentum gibt, sagte Hein dem epd, der ebenfalls zu den deutschen Delegierten gehört.

Der Zentralausschuss muss in Genf auch ein Thema auswählen für die nächste Vollversammlung des Weltkirchenrates 2013 im südkoreanischen Busan. Dafür gibt es zwei Vorschläge: "Gott des Lebens, führe uns zu Gerechtigkeit und Frieden" und "In der Welt Gottes zu Einheit berufen". Der Zentralausschussvorsitzende Walter Altmann warb dafür, die Themenvorschläge nicht als Alternativen zu verstehen.

Der brasilianische Theologe wandte sich gegen eine Interpretation, wonach das erste Thema für das soziale Engagement des Weltkirchenrates stehe, während der zweite Vorschlag ein Aufruf zur Einheit der Kirche sei. Einheit und gerechter Friede sollten die Vollversammlung prägen. Beide Blickwinkel seien Teil des ökumenischen Engagements, das die weltweite Gemeinschaft von nahezu 350 Kirchen eine.

Auch um das Selbstverständnis des Zentralausschusses geht es bei den Beratungen. In einem Bericht zu den Leitungsstrukturen wird empfohlen, den Ausschuss in ÖRK-Konferenz umzubenennen. In politischen Parteien, aber nicht in Kirchen würden Leitungsgremien Zentralausschuss genannt, argumentierte Vorsitzender Altmann. Die schlechteste Entscheidung wäre nach seinen Worten, am alten Namen wegen fehlenden Konsenses festzuhalten. Bischof Hein wandte sich gegen die Pläne zur Umbenennung: Wenn das Leitungsgremium in ÖRK-Konferenz umbenannt werde, drohe Unverbindlichkeit.

21. Februar 2011