Malta befürchtet Flüchtlingsansturm aus Libyen

Valletta/Frankfurt a.M. (epd). Die Mittelmeerinsel Malta befürchtet wegen der Unruhen in Libyen einen neuen Ansturm afrikanischer Bootsflüchtlinge, die nach Europa wollen. "Es droht eine Flüchtlingswelle, wenn das Wetter besser wird", sagte der deutsche evangelische Auslandspfarrer in Malta, Wilfried Steen (66), in einem epd-Gespräch. Im vergangenen Jahr habe Staatschef Muammar al-Gaddafi nach einem Abkommen mit Italien die Seegrenzen Libyens praktisch dicht gemacht. Das werde kaum so bleiben.

Die Behörden der Insel decken sich laut Steen bereits mit Hilfsgütern für die erwarteten Neuankömmlinge ein. Im Jahr 2008 hatten mehr als 2.500 Bootsflüchtlinge Malta erreicht, 2009 waren es etwa 1.400. Heute leben noch etwa 3.200 Afrikaner in Lagern in Malta, wie Steen erläuterte. Manche warteten seit vier oder fünf Jahren auf ein Aufnahmeland. Viele seien über Libyen gekommen. Ein Großteil stamme aus Somalia. Von ihnen wollten viele nach Deutschland, weil sich dort bereits Verwandte aufhalten.

Viele Malteser begegnen nach Einschätzung Steens Afrikanern mit Abwehr und Angst. "Es hat rassistische Anklänge", sagte er. Die Insel, von der Fläche her etwa so groß wie die Stadt Bremen, sei mit ihren 410.000 Einwohnern das am dichtesten besiedelte Land Europas. Malta rühme sich aber, den Apostel Paulus nach einem Schiffbruch aufgenommen zu haben.

Die deutsche evangelische Gemeinde unterstütze Flüchtlinge und versuche, Verständnis bei den Maltesern zu wecken. Geplant sei etwa eine Arbeitsvermittlung für kleine Jobs in Haus, Garten oder Familienhotels, sagte Steen, der lange Jahre dem Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes in Bonn angehörte.

03. März 2011