Anglikaner-Oberhaupt: Pakistans politische Stabilität in Gefahr

London (epd). Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, sieht in der Ermordung des pakistanischen Ministers Shahbaz Bhatti eine Bedrohung für Pakistans politische Stabilität. Es gebe eine Gruppierung in Pakistan, die eine "unmenschliche pseudo-religiöse Tyrannei" errichten wolle, schrieb er in der britischen Tageszeitung "The Times" (Montagsausgabe). Ihre Handlungen widersprächen der Sittenlehre des Korans und vernünftiger Politik.

Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah habe bewusst einen islamischen Staat gegründet, der auch Andersgläubigen Bürgerrechte, Sicherheit und Freiheiten garantiere. "Der Schutz von Minderheiten jeder Art ist eine Feuerprobe für die moralische Rechtmäßigkeit einer Regierung", sagte Williams. Viele hätten aus strategischen Gründen Angst um Pakistans Zukunft. "Aber die unter uns, die Pakistan und sein Volk lieben, haben Angst um seine Seele und politische Stabilität", schrieb das Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft.

Es muss laut Williams eine Debatte in Pakistan geben, die sich mit dem Blasphemie-Gesetz als eine der Ursachen der vielen Probleme auseinandersetze. Dafür müssten internationale islamische Intellektuelle ein gemeinsames Urteil über den Missbrauch fällen, der durch das Gesetz verursacht werde. Außerdem müsse die pakistanische Regierung zeigen, dass sie sich nicht erpressen lasse und die Gefahren für Minderheiten ernst nehme.

Am vergangenen Mittwoch war Bhatti in der Hauptstadt Islamabad erschossen worden. Der 42-jährige Katholik war Minister für religiöse Minderheiten und der einzige Christ in der Regierung. Bhatti hatte sich für eine Reform des umstrittenen Blasphemie-Gesetzes eingesetzt, das Gotteslästerung unter Todesstrafe stellt. Er war der zweite prominente Politiker, der innerhalb von zwei Monaten ermordet wurde. Zu der Tat hatten sich Pakistans radikal-islamische Taliban bekannt.

07. März 2011