EKD-Ratsvorsitzender: Weltgemeinschaft muss bei Genoziden eingreifen

Genf (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat sich für eine Begrenzung internationaler Militäreinsätze ausgesprochen. Militärische Gewalt sei der Ausnahmefall, sagte Ratsvorsitzende in Genf. Prävention gehe stets vor Intervention, Ziviles habe Vorrang vor dem Militärischen. Als Ausnahme nannte er Genozide und Massenmorde an Minderheiten oder ethnischen Gruppen. "In diesem Falle, aber eben nur in diesem Falle, ist die Weltgemeinschaft unbedingt zum Handeln verpflichtet."

Auch internationale bewaffnete Friedensmissionen seien Grenzen unterworfen, sagte Schneider in seiner Rede vor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Genf. Militärische Maßnahmen müssten jederzeit Bestandteil einer Friedenspolitik sein, bei der das Zivile Vorrang habe. Weiter sagte er: "Die Anwendung von Massenvernichtungsvernichtungsmitteln wie Nuklearwaffen sind ethisch in der Gegenwart nicht zu rechtfertigen."

Bei innerstaatlichen Konflikten wie Bürgerkriegen spiele zudem ein von den Vereinten Nationen erteiltes Mandat eine entscheidende Rolle, sagte Schneider weiter. "Ohne Mandat sollten Interventionen unterbleiben." Schneider verwies darauf, dass anders als bei den Militäreinsätzen in Afghanistan und Libyen im Kosovokrieg und auch im Irakkrieg kein UN-Mandat vorlag.

Mit Blick auf die anderen Weltreligionen sagte der evangelische Theologe: Auch in den anderen großen Weltreligionen gebe es "eine tiefe Sehnsucht nach dem Frieden". Auch Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus lehrten, dass der Weltfriede ein hohes Gut sei. "Für keine der großen Weltreligionen besteht ein notwendiger oder gar unvermeidlicher Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt."

Schneider ist noch bis diesen Freitag zusammen mit einer EKD-Delegation in Genf. Auf dem Programm stand unter anderem ein Treffen mit dem Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit. Die Delegation trifft zudem auch mit Vertretern des Lutherischen Weltbundes, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, der Konferenz Europäischer Kirchen und der internationalen Allianz von Kirchen und Hilfswerken für humanitäre Hilfe zusammen.

07. April 2011