Landesbischof Bohl gegen Schengen-Einschränkungen

Dresden (epd). Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl steht möglichen Einschränkungen der Freizügigkeit innerhalb der EU ablehnend gegenüber. "Ich finde die offenen Grenzen gut und halte das Schengen-Abkommen für einen wirklichen Glücksfall in der europäischen Geschichte", sagte Bohl am Mittwoch dem epd in Dresden. Weiter sagte Bohl, der auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, es erfülle ihn mit einer "gewissen Sorge", wenn es nun Änderungen geben sollte.

Die EU-Kommission will für bestimmte Situationen die Wiedereinführung von Kontrollen an innereuropäischen Grenzen erleichtern. An diesem Donnerstag wollen die EU-Innenminister darüber beraten. Hintergrund ist die wachsende Zahl von Flüchtlingen nach den Volksaufständen in Nordafrika, die auf der italienischen Insel Lampedusa ankommen.

Bohl sprach von einer moralischen Verpflichtung zur Aufnahme von Flüchtlingen. Es gebe für die EU-Staaten aber auch Regeln, wie mit solch einer Situation umzugehen sei. Er könne derzeit keine Überforderung Italiens erkennen. Auch Deutschland habe in den 90er Jahren immer wieder viele Kriegsflüchtlinge vom Balkan aufgenommen.

Der Bischof empfahl eine stärkere wirtschaftliche Unterstützung der nordafrikanischen Staaten. "Wir müssen dort zu einer gedeihlichen Entwicklung beitragen", sagte er. Junge Menschen fänden dort nur wenige Arbeitsplätze. Dies sei der eigentliche Grund für die vielen Flüchtlinge. "Dass wir Beiträge leisten können, davon bin ich überzeugt", betonte Bohl.

11. Mai 2011