EKD-Friedensbeauftragter fordert deutliche Schritte hin zu Weltinnenpolitik

epd-Gespräch: Dieter Sell

Bremen (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat deutliche Schritte hin zu einer Weltinnenpolitik gefordert. "Angesichts der weltweiten Konflikte muss die Stärkung der internationalen Rechtsordnung und ihrer Organe ganz oben auf der politischen Tagesordnung stehen", sagte der leitende Bremer Theologe in einem epd-Gespräch. Brahms gehört zu den etwa 1.000 Delegierten, die sich vom 17. bis 25. Mai in Kingston (Jamaika) zu einer Friedenskonferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) treffen.

Mit dieser sogenannten "Friedenskonvokation" endet die "Dekade zur Überwindung von Gewalt" des Weltkirchenrates, die 2001 mit einem Gottesdienst in Berlin begonnen hatte. Für Brahms ist zwischenzeitlich deutlich geworden, dass der Frieden mit Mechanismen einer Weltinnenpolitik gesichert werden muss, die engere Verbindungen zwischen den Staaten aufbaut. "Dazu gehört zum Beispiel eine internationale Polizei, wenn wir nicht wollen, dass jeder Konflikt gleich mit militärischen Interventionen beantwortet wird." Auch der Internationale Gerichtshof müsse gestärkt werden.

Das Treffen in Jamaika sei auch so etwas wie ein "Erntefest", denn durch die Dekade seien vielerorts Projekte für einen gerechten Frieden entstanden. Dazu gehöre beispielsweise das in Niedersachsen und Südafrika entwickelte Anti-Gewalttraining "Schritte gegen Tritte", an dem mittlerweile weltweit 50.000 Schüler teilgenommen hätten. "Unsere Aufgabe als Kirchen bleibt es, Initiativen wie diese weiter zu unterstützen und für die Rechte derjenigen einzutreten, die unter Armut, Ungerechtigkeit und Konflikten leiden."

Brahms hofft, dass von Kingston ein "deutliches Signal" ausgeht: "Der konziliare Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung geht weiter." Wichtig sei auch, dass sich die Kirchen in Konfliktfällen wie jetzt zwischen Kopten und Muslimen in Ägypten solidarisch zeigten. "Da ist im Weltrat noch viel zu tun." Kirchen und Kirchengemeinden müssten sich zudem auch in Zukunft mit deutlicher Stimme gegen Gewalt wenden: "Das beginnt bei Gewalt in der Sprache und führt über häusliche Gewalt bis hin zu deutschen Waffenexporten, die viel deutlicher begrenzt werden müssen."

17. Mai 2011