EKD-Ratsvorsitzender: Muslime müssen Trennung von Staat und Kirche akzeptieren

Düsseldorf (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, fordert von Muslimen in Deutschland, die Trennung von Staat und Kirche zu akzeptieren. "So, wie ich es sehe, beansprucht der Islam die Einheit von Gesellschaft, Staat und Religion. Das ist ein Problem", sagte Schneider dem in Düsseldorf erscheinenden evangelischen Monatsmagazin "chrismon plus rheinland" (Juni-Ausgabe). In einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, verwies der rheinische Präses auch auf die eingeschränkte Religionsfreiheit in vielen muslimischen Ländern.

Der Prozess der Aufklärung in der europäischen Geschichte habe dazu beigetragen, dass Religionen in Frieden miteinander leben könnten, sagte Schneider. Frucht der Aufklärung sei neben der Religionsfreiheit auch die Trennung von Staat und Kirche. Der deutsche Staat erhebe keinen religiösen Anspruch. "Für das Zusammenleben von Muslimen und Christen in Deutschland und Europa wünschte ich mir eine entsprechende Basis", sagte der evangelische Theologe. Er beklagte, dass in vielen muslimischen Ländern die christliche Kirche nur geduldet werde.

Mazyek warnte hingegen davor, den Islam als Ursache für die Verfolgung von Christen in muslimischen Staaten zu sehen. In der muslimischen Welt habe man es weitgehend mit Ländern zu tun, in denen diktatorische Regime herrschten. Die Völker dieser Länder lehnten sich ja derzeit gerade auf, weil sie die "Ketten der Despotie sprengen und Freiheit, Mitbestimmungsrechte, Demokratie und Teilhabe durchsetzen wollen". Oft werde der Islam durch die dortigen Machthaber instrumentalisiert. "Die Verfolgung der Christen findet im Koran keine Legitimation."

31. Mai 2011