Evangelische Kirche warnt vor Krieg im Sudan

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht den Frieden im Sudan durch die derzeitigen Kämpfe bedroht. Die militärischen Auseinandersetzungen in der Grenzregion Süd-Kordofan und die Vertreibung der Menschen seien alarmierende Zeichen für eine mögliche Eskalation, erklärte der Sudanbeauftragte des EKD-Rates, Volker Faigle, am Donnerstag in Berlin. Nach UN-Angaben sind in den vergangenen Tagen mindestens 50.000 Menschen aus der Gegend geflohen.

Berichte aus kirchlichen Kreisen im Sudan ließen einen hohen Blutzoll befürchten. UN-Personal halte sich demnach aus Sicherheitsgründen in den Kasernen auf und schütze die Zivilbevölkerung nicht, sagte Faigle. Auch Kirchen, darunter die anglikanische Kathedrale von Kadugli, seien in Flammen aufgegangen. Die Kämpfe in der Grenzregion zwischen dem Nord- und Süd-Sudan erinnerten an die Lage in der westsudanesischen Krisenregion Darfur.

Die Staatengemeinschaft schenke dem Sudan nicht die notwendige Aufmerksamkeit, kritisierte Faigle. In Deutschland sei dies "praktisch kaum ein Thema" oder der Konflikt werde mitunter aus diplomatischen Gründen heruntergespielt. Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der kommende Woche den Sudan besucht, solle bei allen Konfliktparteien die sofortige Einstellung militärischer Aktionen fordern. Die jüngsten Entwicklungen bergen laut Faigle die Gefahr eines neuen und langwierigen Krieges.

17. Juni 2011


Kämpfe zwischen Nord- und Südsudan nehmen weiter zu

Nairobi (epd). Rund drei Wochen vor der Unabhängigkeit des Südsudans nehmen die Kämpfe im Grenzgebiet zum Nordsudan weiter zu. Die südsudanesische Armee berichtete in der umstrittenen Ölregion Abyei von Gefechten mit Truppen aus dem Norden, wie der britische Rundfunksender BBC am Donnerstag meldete. Die Evangelische Kirche in Deutschland warnte vor einem neuen Krieg.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Regierung in Khartum und die Regierung des bisher teilautonomen Südsudan nach Gesprächen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein Abkommen zur Demilitarisierung Abyeis unterzeichnet. Demnach sollen Soldaten einer äthiopischen Militärmission nach dem Abzug aller sudanesischen Truppen dort für Ruhe sorgen. Einzelheiten des Abkommens wurden nicht bekannt.

Auch in dem nordsudanesischen Bundesstaat Süd-Kordofan nehmen die Spannungen weiter zu. Das Welternährungsprogramm zog bereits 34 seiner 39 Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen ab. Wegen der großen Risiken sei außerdem ein Lebensmittellager in der Stadt Kadugli nicht erreichbar. Dort lagern den Angaben zufolge derzeit 620 Tonnen Lebensmittel.

In Süd-Kordofan sind laut der UN-Organisation wegen der jüngsten Kämpfe mehr als 26.500 Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Süd-Kordofan liegt im Nordsudan, der Großteil seiner Bewohner fühlt sich aber dem Süden zugehörig. Das Gebiet ist wegen Erdölvorkommen für beide Seiten attraktiv.

Nach Schätzungen der UN sind 60.000 Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen, die in der vergangenen Woche begannen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht den Frieden im Sudan massiv bedroht. Die militärischen Auseinandersetzungen in Süd-Kordofan und die Vertreibung der Menschen seien alarmierende Zeichen für eine mögliche Eskalation, erklärte der Sudanbeauftragte des EKD-Rates, Volker Faigle, in Berlin.

Am 9. Juli wird der Südsudan offiziell unabhängig. In einem Referendum im Januar hatten sich fast 99 Prozent der Südsudanesen für die staatliche Selbstständigkeit ausgesprochen.

Der Nord- und der Südsudan hatten 23 Jahre lang Krieg gegeneinander geführt, der erst 2005 durch ein Friedensabkommen beendet wurde. Der Norden ist muslimisch-arabisch geprägt, im Süden leben vor allem Christen und Anhänger afrikanischer Religionen.

17. Juni 2011