Altbischof Huber: Europa braucht "gemeinsame Stimme" der Kirchen

Bamberg (epd). Europa braucht nach Überzeugung renommierter evangelischer Theologen eine engere Zusammenarbeit der Kirchen. Vor allem in ethischen Grundfragen und zur Orientierung der Menschen sei die "gemeinsame Stimme" der Kirchen nötig, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, zum Auftakt eines wissenschaftlichen Symposiums in Bamberg. Die Konferenz "Ökumene und Orthodoxie in Europa", die an diesem Samstag zu Ende geht, ist dem Tübinger Theologieprofessor Jürgen Moltmann gewidmet, der im April 85 Jahre alt wurde und als eine prägende Figur der evangelischen Theologie gilt.

Altbischof Huber sagte, die Theologie dürfe sich nicht in einen kirchlichen Binnenbereich zurückziehen, sondern müsse zur Orientierung der Menschen beitragen. Wie Huber unterstrich auch der Bamberger Theologieprofessor und designierte bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Bedeutung einer "Öffentlichen Theologie", die gesellschaftliche Grundfragen einordne. Hinter vielen öffentlichen Diskussionen verberge sich häufig eine ethische Problematik, sagte Bedford-Strohm.

Moltmann regte eine Theologie an, die sich den drängenden ökologischen Fragen zuwende. Insgesamt müssten die Christen in der Gesellschaft eindeutiger und mit größerer persönlicher Überzeugungskraft ihren Glauben bekennen. Wie Huber ergänzte, können die Christen nur dann in einen Dialog mit dem Islam treten, wenn sie sich ihres eigenen Standpunktes sicher sind. Deshalb sollte der christliche Glaube in Europa "selbstbewusst gelebt" werden. Ansonsten würden leere Räume entstehen, in die der Islam hineinstoße.
Die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler würdigte Moltmann als "modernen Apostel der Ökumene" und "Nestor eines weltoffenen Christentums". Der Tübinger Theologe gehöre zu den kreativsten Geistern der internationalen protestantischen Theologie. Moltmann wurde am 8. April 1926 in Hamburg geboren. Von 1967 bis 1994 war er Professor für Systematische Theologie an der Universität in Tübingen. Seine Schriften sind international bekannt, insbesondere "Theologie der Hoffnung" (1964) und "Der gekreuzigte Gott" (1972).

17. Juni 2011