EKD-Ratsvorsitzender Schneider: Um die Schwachen kümmern

Köln (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die soziale und gesellschaftliche Aufgabe der Christen hervorgehoben. "Wir haben eine Verantwortung füreinander, und wir haben uns um die zu kümmern, die Probleme haben", sagte er in der WDR-Talkshow "Kölner Treff". Diese Haltung sei ihm auch schon von seinem säkularen Elternhaus vermittelt worden, berichtete der in einer Duisburger Arbeiterfamilie aufgewachsene Theologe. Er habe die Kirche stets auch politisch begriffen und als junger Pfarrer "die Kirche und die Welt umkrempeln" wollen.

Das Besondere des christlichen Gottesbildes ist nach Schneiders Worten, dass Gott "kein ferner Triumphator, sondern nahe bei den Menschen" sei: "vor allem bei den Leidenden, bei den Kleinen, bei den Verlierern". Auch beim Duisburger Loveparade-Unglück vor knapp einem Jahr mit 21 Toten und Hunderten Verletzten sei Gott bei den Menschen gewesen, die um ihr Leben kämpften.

Sein eigenes "Bild vom lieben Gott" sei aber beim Krebstod seiner jüngsten Tochter Meike im Jahr 2005 erschüttert worden, räumte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ein: "Damit bin ich bis heute nicht fertig, mein Glaube hat Narben und Risse bekommen."

Für die evangelische Kirche wünscht sich Schneider mehr Frauen in verantwortlichen Positionen. Er halte nichts von der These des Münchner Theologieprofessors Friedrich Wilhelm Graf, viele evangelische Pfarrerinnen seien "eher der Mutti-Typ statt wirklich intellektuell", sagte der 63-jährige Spitzenrepräsentant des deutschen Protestantismus: "Die Frauen tun uns gut."

Persönlichkeiten wie die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann und seine Präses-Stellvertreterin in der rheinischen Landeskirche, Petra Bosse-Huber, "haben Pep und sind klug und durchsetzungsstark", betonte Schneider. Er kritisierte zudem, Grafs Äußerung enthalte ein "unverschämt" negatives Mutterbild.

20. Juni 2011