Bischof Manzke: Abschiebungen für Polizisten eine emotionale Belastung

epd-Gespräch: Michael Grau

Bückeburg/Berlin (epd). Abschiebungen von Flüchtlingen sind nach den Worten des neuen evangelischen Beauftragten für die Seelsorge in der Bundespolizei, Bischof Karl-Hinrich Manzke, auch für Polizisten eine Belastung. "Sie müssen mit einer hohen Anfechtung leben", sagte Manzke am Mittwoch in Bückeburg in einem epd-Gespräch. Es berühre die Polizisten innerlich sehr stark, wenn sie etwa eine Familie eines abgelehnten Asylbewerbers mit kleinen Kindern nach Afrika abschieben müssen. "Das lässt keinen kalt." Laut Manzke suchen viele Polizisten in dieser Situation das Gespräch mit einem Seelsorger.

Manzke (53), Bischof der Landeskirche Schaumburg-Lippe in Niedersachsen, wird an diesem Donnerstag in Berlin in sein Nebenamt für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eingeführt. Der promovierte Theologe ist seit Jahresbeginn als Beauftragter mit zuständig für die bundesweit elf Standorte von Seelsorgern bei der Bundespolizei. Die Arbeit wird von Dekan Peter Jentsch in Potsdam geleitet. Manzke ist Nachfolger des früheren pommerschen Bischofs Eduard Berger (67), der in den Ruhestand ging.

Für die Polizisten sei bei Abschiebungen wichtig, dass sie im Auftrag des Rechtsstaates handelten und die Fälle sorgfältig geprüft seien. "Sie tun das in hoher Verantwortung angesichts abgeschlossener Verfahren." Seelsorge-Gespräche könnten dazu dienen, die widerstreitenden Gefühle in eine Balance zu bringen. Nach seinen ersten Besuchen habe er großen Respekt vor der Arbeit der Frauen und Männer in der Bundespolizei, betonte Manzke.

Als zweites beherrschendes Thema der Polizeiseelsorge speziell in der Direktion Hannover nannte er den Konflikt um das Atommüll-Lager Gorleben, in dem die persönliche Meinung der Polizisten durchaus in Spannung zu deren dienstlichem Auftrag stehen könne. Zudem sei zu diskutieren, ob Polizeiseelsorger sich künftig stärker an Auslandseinsätzen beteiligen sollten, etwa in Afghanistan. Dort bildet die Bundespolizei einheimische Kräfte aus.

Deutschlandweit arbeiten rund 40.000 Beamte bei der Bundespolizei, vor allem an Häfen, Flughäfen und Verkehrswegen. Sie sind für den Objektschutz besonderer Gebäude verantwortlich und in 73 Ländern für auswärtige Aufgaben engagiert. Bischof Manzke hält als neuer EKD-Beauftragter die Kontakte zum Bundesinnenministerium und zum Präsidium der Bundespolizei. Die evangelische Seelsorge bei der Bundespolizei und beim Bundesgrenzschutz besteht seit 1961 und wurde 1965 rechtlich verankert.

22. Juni 2011