Käßmann wieder im Dienst der evangelischen Kirche

Ex-Bischöfin wird Botschafterin für Reformationsjubiläum 2017

Von Thomas Schiller (epd)

Berlin (epd). Margot Käßmann steht wieder im Dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zwei Jahre nach ihrem spektakulären Rücktritt von allen kirchlichen Ämtern wird die frühere EKD-Ratsvorsitzende und langjährige Bischöfin von Hannover ab Frühjahr 2012 als Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 tätig. Bis dahin lehrt die Theologin noch als Gastprofessorin an der Ruhr-Universität Bochum. "Wir kommen wieder zusammen, die Kirche, die EKD und Margot Käßmann", sagte der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider am Freitag in Berlin: "Sie ist eine Kirchenfrau, und sie will ihre Fähigkeiten und Gaben in den Dienst der Kirche stellen."

Als Botschafterin für das Reformationsjubiläum soll Käßmann für das wichtigste Ereignis der Protestanten in den kommenden Jahren werben. Sie soll Kontakte knüpfen, Vorträge und Predigten halten, Unterstützer und Sponsoren werben. Schneider hob hervor, dass die Theologin durch ihre langjährige Tätigkeit als Bischöfin, im Weltkirchenrat und beim Kirchentag über hervorragende Kontakte im In- und Ausland verfüge.

Im Jahr 2017 jährt sich zum 500. Mal der Thesenanschlag von Martin Luther (1483-1546) an der Schlosskirche in Wittenberg. Mit der Reformation verbinde sich nicht nur eine imponierende Geschichte, sagte Käßmann. Sie berge auch großes Potenzial für Gegenwart und Zukunft. Die Erkenntnis Luthers, dass der Mensch nicht durch ein gutes und perfektes Leben zur Erlösung komme, sondern allein durch Gottvertrauen, sei "in unserer Leistungsgesellschaft eine beglückende, befreiende, ja geradezu revolutionäre Botschaft".

Die neue Funktionsbezeichnung Botschafter gebe es in der EKD erstmalig, erläuterte Schneider. Bei der Berufung habe es keine weiteren Kandidaten für die Stelle gegeben. Befürchtungen, dass es zu einem Personenkult kommen könnte, wies der Ratsvorsitzende zurück: "Frau Käßmann soll sich nicht verbiegen und verstecken, sie soll authentisch sein, aber sie ist in einen Dienst gestellt." Als EKD-Vertreter in Wittenberg war bisher der Prälat Stephan Dorgerloh sowohl für die öffentliche Repräsentation als auch für die Leitung der Evangelischen Wittenberg-Stiftung zuständig. Käßmann werde nicht die Nachfolgerin Dorgerlohs, der im April Kultusminister von Sachsen-Anhalt wurde, betonte Kirchenamtspräsident Hans Ulrich Anke. Für die Geschäftsführung der Stiftung solle bis zum Herbst eine Nachfolge gefunden werden.

In die Gremien der verschiedenen kirchlichen und staatlichen Kuratorien und Stiftungen, die das Reformationsjubiläum vorbereiten, soll Käßmann nicht direkt eingebunden werden, sagte Schneider. Sie ist direkt dem Rat der EKD unterstellt, der sie vor einer Woche berufen hat. Anfängliche Irritationen in der Mitteldeutschen Kirche, die von Bischöfin Ilse Junkermann geleitet wird, seien ausgeräumt. Die Landeskirche mit Luthers Lebensorten Eisleben, Erfurt, Wittenberg und Eisenach werde konstruktiv mit Käßmann zusammenarbeiten.

Käßmann kündigte an, sie werde auf die Hälfte ihres Bischöfinnengehalts, auf das sie nach mehr als zehn Dienstjahren in Hannover weiterhin Anspruch hat, verzichten, bis sich abzeichne, welchen Umfang ihre neue Tätigkeit annehme. Zurzeit kommt die Universität Bochum für ihr Gehalt auf. Die EKD wird ihr einen Mitarbeiter und ein Büro in Berlin zur Verfügung stellen, wo Käßmann seit einigen Monaten bereits lebt.

Mit der langjährigen Einbindung Käßmanns in die Arbeit der EKD besteht nun Klarheit über ihre Zukunft. "Dass ich weiter berufstätig bin, habe ich nie ausgeschlossen", sagte die 53-jährige, die nach einer Dienstwagen-Fahrt unter Alkoholeinfluss im Februar 2010 ihre Ämter aufgegeben hatte. Der Popularität der medienaffinen Theologin hatte der Verlust der Ämter nicht geschadet. Sie wurde in Politik und Medien als Vorbild für Konsequenz genannt. Spekulationen über einen Wechsel in die Politik - zuletzt wurde sie als SPD-Kandidatin für das Oberbürgermeister-Amt in Frankfurt am Main gehandelt - hat sie auch am Freitag wieder zurückgewiesen: "Ich bin eine Frau der Kirche."

08. Juli 2011

EKD-Pressemitteilung und Texte aus der Pressekonferenz