Pfarrerin: Norwegen braucht lange zur Aufarbeitung der Anschläge

Speyer/Oslo/München (epd). Norwegen wird nach Einschätzung der bei Oslo lebenden Pfarrerin Karoline Faber noch lange Zeit benötigen, um die Anschläge von Oslo und Utøya aufzuarbeiten. "Das Land steht unter Schock", schreibt die Theologin in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an die pfälzische Landeskirche in Speyer. Mehrere Opfer stammten aus Drammen, wo die Pfarrerin arbeitet: Zwei Jugendliche, darunter eine Konfirmandin, würden noch vermisst.

Die aus Kaiserslautern stammende Faber ist Pfarrerin in der rund 5.000 Mitglieder zählenden lutherischen Gemeinde Tangen in Drammen und lebt seit drei Jahren in Norwegen. Mit Gottesdiensten, Mahnwachen und Lichterketten würden die Menschen in der südnorwegischen Stadt der Opfer der Attentate gedenken, berichtet die 32-jährige Theologin weiter. Viele Menschen seien unmittelbar oder mittelbar von den schrecklichen Ereignissen betroffen.

"Noch kann ich nicht abschätzen, wie sich die Ereignisse auf meine Arbeit und auf die ganze Gesellschaft auswirken werden", schreibt Faber, die sich nach einem Auslandsvikariat in der norwegischen Gemeinde für eine Pfarrstelle in Drammen beworben hatte. Niemand habe damit gerechnet, dass eine solche Tat in Norwegen geschehen könne.

Unterdessen riefen weitere Kirchenleute zum Gebet für die Opfer der Anschläge in Norwegen auf. Es sei schwer, eine Antwort darauf zu finden, wie so eine Tat geschehen könne, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx Marx beim Jahresempfang des Erzbistums in München. Das Gebet jedoch finde seinen Ort und könne Trost erwirken.

Auch die Vereinigung Evangelischer Freikirchen rief die Gemeinden auf, für die Angehörigen und Freunde der Opfer sowie für die verletzten und traumatisierten Jugendlichen zu beten. "Wer Menschen verletzt und tötet, wie Anders Breivik es tat, kann sich nicht auf Christus berufen," heißt es in dem Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme. Eine solche Tat sei eine besonders schändliche Form der Gotteslästerung.

28. Juli 2011